Iranischer Schah-Sohn Pahlavi Umstrittener Hoffnungsträger der Opposition
Er ist der Sohn des letzten Schahs und möchte im Iran einen Regimewechsel organisieren: Reza Pahlavi will die Opposition einen und plant die Zeit nach den Mullahs in einem demokratischen System. Doch er ist umstritten.
Wenn Reza Pahlavi in Europa Interviews gibt, spricht er nicht gern über seinen Vater. Der 62-jährige Sohn des letzten Schahs von Persien will nicht den Eindruck aufkommen lassen, dass er als Thronfolger komme. Nichts liege ihm ferner, sagt er im Gespräch mit tagesschau.de, als die Monarchie noch einmal zurück in den Iran zu bringen.
Seine Rolle definiert Pahlavi anders. Er will die zerstrittene Opposition zusammenbringen, gegen das Mullah-Regime. "Das ist der Punkt, auf den sich die Opposition einigen kann." Die vorhandenen politischen Meinungsverschiedenheiten könnten dann später in einer verfassunggebenden Versammlung ausdiskutiert werden.
Kontakt zur Opposition riss nie ab
Bis dahin ist es noch ein langer Weg, darüber macht Pahlavi sich keine Illusionen. Jetzt geht es darum, den Regimewechsel zu organisieren. Das Ende der Islamischen Republik will er aus dem Ausland vorbereiten, mit möglichst vielen Strömungen der Exil-Iraner. "Darauf konzentriere ich mich jetzt", sagt er. Gemeinsam mit Freunden im Exil und den Dissidenten zu Hause im Iran möchte er für einen friedlichen Übergang sorgen.
Der ehemalige Kronprinz spricht vom Zuhause. Aber seit sein Vater, der Schah, vor fast 45 Jahren abtreten und fliehen musste, war er nicht mehr im Iran. Er ging nach Washington, ließ sich in der US-Armee als Kampfpilot ausbilden und sagt heute von sich, er habe den Kontakt zur Opposition im Iran nie abreißen lassen.
Konzept für einen Iran nach den Mullahs
Vor zehn Tagen hatte Pahlavi einen viel beachteten Auftritt bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Er nutzte das internationale Podium, um sein Konzept für einen Iran nach den Mullahs vorzustellen. Ein demokratischer Rechtsstaat soll aus der Diktatur der religiösen Herrscher werden, mit gleichen Rechten für Frauen und Männer und mit einer Verfassung, die auf der UN-Menschenrechtskonvention beruht.
Nach München sei er gekommen, um mit anderen Oppositionellen die Weichen zu stellen. "Wir sind hier, um den Weg dafür zu bereiten, dass eine Übergangsregierung ihren Job machen kann", erklärt Pahlavi.
Zusammenarbeit mit der Menschenrechtlerin Alinejad
Der Schah-Sohn ist in München im Team unterwegs: Masih Alinejad, die iranische Frauenrechtlerin und Journalistin, unterstützt Pahlavi. Seit Monaten sorgt sie aus dem amerikanischen Exil dafür, dass in den sozialen Netzwerken Videos über die Aufstände im Iran in alle Welt verbreitet werden. "Das Kopftuch ist die Berliner Mauer dieses Regimes", betont Alinejad. "Wenn der Kopftuchzwang fällt, wird das Regime fallen."
Immer wieder postet sie Videos, in denen Frauen sich das verhasste Tuch vom Kopf reißen. Und Videos von malträtierten und misshandelten Frauen, die das Kopftuch nach dem Urteil der Sittenwächter nicht korrekt gebunden hatten.
Dass die radikale Menschenrechtlerin und der Schah-Sohn sich zusammentun, liegt nicht auf der Hand. "Unsere politischen Meinungsverschiedenheiten legen wir beiseite", erklärt sie in München im Interview mit tagesschau.de. "Wir sind vereint und arbeiten zusammen." Genau das bereite dem Regime in Teheran Sorgen. "Sie sehen uns vereint gegen die Diktatur, trotz der unterschiedlichen politischen Standpunkte, die wir haben", sagt die Menschenrechtlerin.
Kritik an Pahlavi von Anti-Monarchisten und Linken
Unumstritten ist die neue Koalition aber nicht. Anti-Monarchisten und linke Gruppen in der iranischen Opposition halten wenig von der neuen Rolle des Schah-Sohns. Dass er sich nie von den brutalen Unterdrückungsmethoden seines Vaters distanziert hat, nicht von den Folter-Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen in den Siebzigerjahren, wird kritisiert. Pahlavi entgegnet auf die Vorwürfe, niemand dürfe verantwortlich gemacht werden für das, was die Eltern getan haben.
Vor allem die Jüngeren in der iranischen Protestbewegung finden, Pahlavi sei nicht der richtige Mann - auch nicht für den Übergang.
Mitglieder der Revolutionsgarden als Terroristen einstufen
Bei seinem zweitägigen Besuch in Brüssel will Pahlavi von den Europäern mehr Unterstützung einfordern. Die EU soll die iranischen Revolutionsgarden als Terroristen einstufen, lautet seine Forderung. Nur so sei es möglich, die Helfer des Mullah-Regimes von ihrem Kurs abzubringen.
Die Mitglieder der Revolutionsgarde sollen einen Anreiz haben, die Seiten zu wechseln. Pahlavi ist überzeugt: Wenn zumindest einige von ihnen auf Distanz gehen, dann werde die islamische Herrschaft über kurz oder lang ins Wanken geraten.