Stimmabgabe in Deutschland Abstimmung zur Türkei-Stichwahl beginnt
Der türkische Präsident Erdogan und sein Herausforderer Kilicdaroglu gehen in die Stichwahl: Von heute an können auch in Deutschland Wahlberechtigte ihre Stimmen abgeben. Die Unterstützung für Erdogan ist hierzulande groß.
Türkische Wähler in Deutschland können ab heute ihre Stimme in der Stichwahl um das Präsidentenamt abgeben. Bis zum 24. Mai sind 1,5 Millionen Wahlberechtigte dazu aufgerufen, sich an den Urnen zwischen dem amtierenden Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu von der CHP zu entscheiden. Abstimmen kann laut türkischer Botschaft, wer sich schon vor der ersten Wahlrunde registriert hat. Erdogan gilt vor der zweiten Runde im Inland wie im Ausland als Favorit, nachdem er die absolute Mehrheit in der ersten Runde am 14. Mai nur knapp verpasst hatte.
Dass er vor seinem Herausforderer landete, hat auch mit den Stimmen aus dem Ausland zu tun. Von insgesamt 3,4 Millionen wahlberechtigten Auslandstürken ging zwar nur etwa die Hälfte zur Wahl. 57,7 Prozent davon stimmten aber für den amtierenden Staatschef. Kemal Kilicdaroglu kam auf knapp 40 Prozent der Stimmen. Auch in Deutschland gab nur etwa jeder zweite Wahlberechtigte seine Stimme ab, 65 Prozent davon stimmten nach vorläufigen Zahlen für Erdogan.
Erdogan bedankt sich bei Anhängern
Auch bei den nun anstehenden Wahlen erwarten Beobachter ein ähnliches Wahlverhalten der Wähler im Ausland. Die meisten der türkischen Auslandswähler leben in Deutschland. Erdogan wandte sich am Freitag an seine Anhänger, bedankte sich für deren Stimmen in der ersten Runde und forderte sie zur erneuten Stimmabgabe auf.
"Jeder von Ihnen hat seinen Namen bereits mit goldenen Buchstaben in unsere politische Geschichte eingraviert", schrieb Erdogan auf Twitter. "Ich bitte Sie, Ihr demokratisches Recht unbedingt wahrzunehmen." Türken im Ausland konnten erstmals 2014 in eigens dafür eingerichteten Wahllokalen abstimmen.
Kilicdaroglu: Stimmabgabe ist "nationale Pflicht"
Auch Herausforderer Kilicdaroglu rief die Auslandstürken eindringlich zur Wahl auf. Die Stimme für die Stichwahl abzugeben, sei "nationale Pflicht" für die Bürger, wo immer sie auf der Welt seien, sagte der CHP-Politiker in einer auf Twitter veröffentlichten Ansprache.
Die Entscheidung am 28. Mai bezeichnete er als Referendum, das über eine Wahl hinausgehe. Kilicdaroglu verwies auf die Abstimmung im Jahr 2018, die eine Ausweitung der präsidentiellen Macht zur Folge hatte - einschließlich mehr Kontrolle über die Justiz. "Ihr habt gesehen, was nach dem vorherigen Referendum geschehen ist. Dieses ist der letzte Ausweg für unser Land", sagte der Oppositionsführer in dem Video.
Kritik der Opposition
Die Möglichkeit, auch im Ausland zu wählen, geht auf Erdogan zurück. Sie sei eine der systematischen Maßnahmen des heutigen Staatschefs, die auf Migranten aus der Türkei und ihre im Ausland geborenen Kinder abzielen, schreibt Sinem Adar für die Stiftung Wissenschaft und Politik. Anders als die Opposition mache Erdogan Politik für die Türken im Ausland, was sich an der Wahlurne für ihn auszahle.
In der Türkei wird die Möglichkeit der Wahl an der Urne im Ausland immer wieder kritisiert, besonders von Oppositionellen. Bei den Wahlen 2018 schnitt Erdogan mit rund 65 Prozent in der Bundesrepublik deutlich besser ab als im Gesamtergebnis (rund 53 Prozent).