Wegen Bedrohung durch China Taiwan verlängert Wehrpflicht auf ein Jahr
Ein Jahr statt vier Monate: Taiwan verlängert vor dem Hintergrund chinesischer Militärmanöver die Wehrpflicht. Die Wehrpflichtigen sollen unter anderem den Einsatz von Flugabwehrraketen trainieren.
Taiwan verlängert die Wehrpflicht. Wegen der zunehmenden Bedrohung durch China werde der Dienst auf ein Jahr verlängert, sagte Präsidentin Tsai Ing-wen bei einer Pressekonferenz. Bislang dauert der Dienst für Wehrpflichtige vier Monate. "Solange Taiwan stark genug ist, wird es die Heimat von Demokratie und Freiheit in der ganzen Welt sein und nicht zu einem Schlachtfeld werden", sagte Tsai.
Wehrpflichtige bekommen Training für Flugabwehrraketen
Taiwan müsse seine Verteidigungsfähigkeit erhöhen, sagte Tsai. Die Wehrpflichtigen würden unter anderem darin trainiert, Flugabwehrraketen wie des Typs Stinger einzusetzen.
China betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik. Die Spannungen haben sich nach dem Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im Sommer verschärft.
China hatte dies als provokative Unterstützung Taiwans bezeichnet und als Reaktion im August ein großes Militärmanöver rund um die Insel abgehalten. In den vergangenen Monaten sind zudem wiederholt chinesische Flugzeuge in den Luftraum von Taiwan eingedrungen.
Auch Deutschland unterhält keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan. Da facto sind die bilateralen Beziehungen aber "gut und intensiv", so das Auswärtige Amt. Für Deutschland ist Taiwan einer der wichtigsten Handelspartner in Asien.
Die heikle Situation geht auf den Bürgerkrieg in China zurück, als die Truppen der nationalchinesischen Kuomintang 1949 vor den Kommunisten nach Taiwan flüchteten. Mehr als zwei Jahrzehnte hielt die "Republik China" - so die offizielle Bezeichnung für die Regierung in Taipeh - sogar den ständigen Sitz Chinas im Weltsicherheitsrat. Erst 1971 musste sie ihn an die kommunistische Regierung in Peking abgeben.
Für Aussöhnung zwischen beiden Seiten sorgte ein vager Konsens, wonach beide zu "einem China" gehören, auch wenn sie unterschiedliche Interpretationen akzeptierten, was darunter zu verstehen ist.