Frauen in Afghanistan Taliban verteidigen Hochschulverbot
Am Dienstag hatten die Taliban ein Hochschulverbot für afghanische Frauen verkündet. Eine Begründung nannten sie zunächst nicht. Nun hat sich Bildungsminister Nadim geäußert - und auf Kritik aus anderen islamischen Staaten reagiert.
Die afghanische Taliban-Regierung hat das Verbot von Hochschulbildung für Frauen gerechtfertigt und sich internationale Kritik daran verbeten. Bildungsminister Nida Mohammed Nadim sagte, das in dieser Woche ergangene Verbot sei notwendig, damit sich die Geschlechter an den Universitäten des Landes nicht mischten. Zudem sei er der Auffassung, dass einige Lehrinhalte islamische Grundsätze verletzten.
In einem Interview des afghanischen Fernsehens wies Nadim Kritik der Gruppe der sieben wichtigsten Industrienationen, aber auch aus der Türkei, Saudi-Arabien und Katar an dem Verbot zurück. Ausländer sollten aufhören, sich in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einzumischen. Das Verbot gelte bis auf weiteres, es könne aber zu einem späteren Zeitpunkt überprüft werden.
Kritik an Verbot
Die G7-Außenminister hatten zuvor die Taliban aufgefordert, das Verbot aufzuheben. Das Vorgehen der Taliban, Frauen aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, werde Einfluss darauf haben, "wie unsere Länder mit den Taliban umgehen". Zur G7-Gruppe gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Japan und die USA. Die EU hat einen Beobachterstatus.
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavasoglu sagte, das Hochschulverbot für Frauen sei weder "islamisch noch human". Das saudi-arabische Außenministerium bekundete "Erstaunen und Bedauern" und auch Katar verurteilte das Vorgehen der Taliban.
Frauen demonstrieren in Kabul
In Kabul demonstrierte eine kleine Gruppe afghanischer Frauen gegen das Hochschulverbot. Der Nachrichtenagentur AFP vorliegende Aufnahmen zeigen rund zwei Dutzend Frauen mit Hidschab, die durch ein Stadtviertel der afghanischen Hauptstadt ziehen und "Rechte für alle oder keinen" skandieren. Einer Demonstrantin zufolge wurden "einige der Mädchen" festgenommen, zwei von ihnen seien aber später wieder freigelassen worden.
Nach ihrer Machtübernahme hatten die Taliban versichert, Frauen und Mädchen sollten Zugang zu Bildung erhalten. Daran gehalten haben sie sich nicht: Mittlerweile dürfen Mädchen nur bis zur sechsten Klasse zur Schule gehen. Viele Arbeitsplätze sind für Frauen ebenso verboten wie Parks und Sportstudios. Außerdem sollen sich Frauen von Kopf bis Fuß verschleiern.