Baerbock und Faeser Bundesministerinnen reisen in Erdbebengebiet
Außenministerin Baerbock und Innenministerin Faeser wollen in das türkische Erdbebengebiet reisen. Dort möchten sie mit Betroffenen und deutschen Helfern sprechen. Derweil gibt es weiter Kritik am vereinfachten Visaverfahren.
Zwei Wochen nach den schweren Erdbeben reisen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) morgen gemeinsam in die Türkei. Die Ministerinnen wollten sich vor Ort ein Bild von den deutschen Hilfsgüterlieferungen machen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Außerdem sind Gespräche mit Betroffenen sowie Vertretern und Vertreterinnen deutscher Hilfsorganisationen geplant. Zentrum der Reise soll die Stadt Gaziantep sein, die schwer von dem Beben am 6. Februar getroffen wurde.
Deutschland hatte nach den schweren Beben in der türkisch-syrischen Grenzregion Rettungs- und Bergungsteams des Technischen Hilfswerks in die Türkei entsandt sowie in beide Länder Hilfsmaterial geschickt. Dazu gehörten vor allem Zelte, Decken, Heizgeräte und Generatoren.
Zudem soll es bei der eintägigen Reise Gespräche zum vereinfachten Visaverfahren für Menschen aus der Katastrophenregion geben. Die Bundesregierung will ihnen möglichst unbürokratisch ermöglichen, übergangsweise bei Verwandten unterzukommen.
Kritik an schleppender Visa-Vergabe
Die Organisation Seebrücke kritisierte allerdings eine schleppende Vergabe von Einreisevisa an Erbebenbetroffene. Es scheine, als habe die Bundesregierung die Voraussetzungen " mit Absicht so kompliziert gestaltet, nur um im Nachhinein sagen zu können, dass sie ja helfen wollte, aber keine(r) das Angebot angenommen hat", erklärte Seebrücken-Expertin Maria Sonnek. "Wie sollen Papiere besorgt oder Nachweise erbracht werden, wenn all das verschüttet ist?", fragte Sonnek weiter. "Wie sollen Menschen ohne Papiere in ein anderes Land reisen, um Papiere für ein Visum nach Deutschland zu beantragen?", fragte die Seebrücke-Aktivistin Leni Hintze.
Die Seebrücke versteht sich als zivilgesellschaftliche Bewegung, die sich für die zivile Seenotrettung, für sichere Fluchtwege und für eine menschenwürdige Aufnahme und das Bleiberecht von geflüchteten Menschen in Deutschland und der EU einsetzt.
Türkische Gemeinde will leichtere Verfahren
Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland sieht die Visavergabe an Betroffene des Bebens in der Türkei als nicht ausreichend an. Ihres Wissens nach liefen die erleichterten Verfahren bisher schleppend an, sagte die Bundesvorsitzende Aslihan Yesilkaya-Yurtbay im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. "Das ist insgesamt leider nicht so bürokratiefrei wie erhofft", sagte sie.
Yesilkaya-Yurtbay forderte für die Türkische Gemeinde, dass nicht nur Verwandte ersten und zweiten Grades leichter nach Deutschland kommen dürfen. "Das müsste schon etwas ausgeweitet werden", sagte sie: "Es möchten ja auch Menschen helfen, die keine Familienangehörigen dort haben."
Vor zwei Wochen hatten zwei schwere Erdbeben die Grenzregion Syriens und der Türkei erschüttert. Die Zahl der Menschen, die in der Türkei durch das Beben getötet worden sind, ist mittlerweile auf 41.156 gestiegen. Das hat die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mitgeteilt.
Nach UN-Angaben sind in der Türkei mehr als neun Millionen Menschen direkt von der Katastrophe betroffen.