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Yücel zu Erdogan-Besuch "Das ist Denken der Hamas"

Stand: 17.11.2023 23:52 Uhr

Der deutsch-türkische Autor Yücel hat den Berliner Erdogan-Auftritt in den tagesthemen als "falsch" kritisiert. Dessen Gleichsetzung der Hamas-Geiseln mit in Israel verurteilten palästinensischen Terroristen sei "unerhört".

Der Empfang des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist bei dem deutsch-türkischen Journalisten und Publizisten Deniz Yücel auf Kritik gestoßen. Vor dem Hintergrund des Krieges im Nahen Osten und den Äußerungen Erdogans über die Terrormiliz Hamas als Befreiungsorganisation und Israel als einen Terrorstaat, sei es "falsch" gewesen, dass Scholz Erdogan überhaupt empfangen habe. Das sagte Yücel im Interview mit den tagesthemen.

Erdogans Äußerungen zum Thema Antisemitismus seien nur "Lippenbekenntnisse", Erdogan müsse sich an dem messen lassen, was er in den letzten Wochen über die Hamas gesagt habe. "Erdogan hat sich in den letzten Wochen zum globalen Wortführer des Hasses auf Israel und der Solidarität mit der Hamas aufgeschwungen", so der Journalist.

Deniz Yücel, Journalist, zu Erdogans Positionierung zu Antisemitismus und dem Nahost-Konflikt

tagesthemen, 17.11.2023 21:45 Uhr

Erdogans Vergleich ist "unerhört"

"Erschreckend" und "unerhört", so Yücel, sei Erdogans direkter Vergleich der durch die Hamas aus Israel verschleppten Geiseln mit den rechtmäßig verurteilten Terroristen, die in Israel in Haft sitzen. Letztere habe Erdogan relativierend als "palästinensische Geiseln" bezeichnet. Das sei "Denken der Hamas", so Yücel. Das Treffen mit Scholz habe Edogan dabei geholfen, sich vor allem in der Türkei als "Weltpolitiker" zu inszenieren.

Deniz Yücel, der auch Co-Sprecher des Schriftstellerverbands PEN Berlin ist, war 2017 wegen angeblicher Terrorpropaganda für ein knappes Jahr in türkischer Haft. Seine Inhaftierung führte zu einer Verschlechterung des deutsch-türkischen Verhältnisses.