Mehr als 900 Menschen in 2024 Kritik an wachsender Zahl von Hinrichtungen im Iran
Die Zahl der Hinrichtungen im Iran ist weiter gestiegen: Im vergangenen Jahr wurden mehr als 900 Menschen hingerichtet - so viele wie seit 2015 nicht mehr. Die UN warnen vor einer "zutiefst beunruhigenden" Entwicklung.
Der UN-Kommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat sich besorgt über die steigende Zahl von Hinrichtungen im Iran geäußert. Nach Angaben seines Büros wurden im vergangenen Jahr mindestens 901 Menschen im Iran hingerichtet - so viele wie seit 2015 nicht mehr. Allein in einer Woche im Dezember waren es demnach etwa 40.
Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Exekutionen laut UN um fast 50 Fälle zu. Unter ihnen seien auch 31 Frauen. Das sei die höchste Zahl seit mindestens 15 Jahren.
Türk nannte den Trend "zutiefst beunruhigend". Es sei "höchste Zeit, dass der Iran dieser immer weiter anschwellenden Flut von Hinrichtungen Einhalt gebietet", erklärte der Menschenrechtskommissar. Die Todesstrafe sei unvereinbar mit dem Grundrecht auf Leben und berge das inakzeptable Risiko, dass Unschuldige hingerichtet würden. Der UN-Kommissar forderte die iranischen Behörden zu einem Moratorium für die Todesstrafe und zu deren langfristiger Abschaffung auf.
Auch Oppositionelle hingerichtet
Die meisten Hinrichtungen erfolgten demnach wegen Drogendelikten. Auch Dissidenten und Personen, die mit den regierungskritischen Protesten von 2022 in Verbindung standen, wurden exekutiert. Damals hatte der Tod der in Haft gestorbenen Kurdin Mahsa Amini Massenproteste im Land ausgelöst.
Unter den Frauen seien einige verurteilt worden, weil sie ihre Ehemänner getötet hätten, um sich gegen eine Vergewaltigung zu wehren oder nachdem sie zur Heirat gezwungen worden seien. Eine Frau habe ihren Ehemann getötet, um ihn an der Vergewaltigung ihrer Tochter zu hindern, sagte die Sprecherin des UN-Büros, Liz Throssell.
Einschüchterung der Bevölkerung
Im iranischen Recht werden Straftaten wie Mord, Drogenhandel, Vergewaltigung und sexueller Missbrauch mit der Todesstrafe geahndet. Die islamische Republik vollstreckt jährlich so viele Hinrichtungen wie kein anderes Land der Welt - mit Ausnahme von vermutlich China, wo es Menschenrechtsorganisationen zufolge keine verlässlichen Zahlen gibt.
Menschenrechtsorganisationen werfen der iranischen Führung unter dem geistlichen Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei vor, die Todesstrafe vor allem nach den Massenprotesten in 2022 zur Einschüchterung der Bevölkerung einzusetzen.