Nach Koran-Vorfall in Dänemark Wieder Ausschreitungen in Bagdad
Nach einem Facebook-Video dänischer Rechtsextremisten, das eine Koranverbrennung zeigen soll, gab es in Bagdad erneut teils gewaltsame Proteste. Der Polizei gelang es, die Menge aufzuhalten, die offenbar die dänische Botschaft stürmen wollte.
Nach einer mutmaßlichen Koran-Verunglimpfung in Dänemark haben in der irakischen Hauptstadt Bagdad erneut Hunderte Menschen teils gewaltsam protestiert. Sie versuchten, die hochgesicherte Grüne Zone in der irakischen Hauptstadt Bagdad zu stürmen, in der die Regierung und zahlreiche Botschaften ihren Sitz haben. Die Menge sei in der Nacht zum Samstag von Sicherheitskräften gestoppt worden, teilte die Polizei mit.
Zunächst hatten sie sich auf dem zentralen Tahrir-Platz versammelt und Parolen wie "Ja zum Koran" skandiert. Einige von ihnen hielten Fotos von Schiitenführer Muktada Al-Sadr hoch. Wie ein Vertreter des irakischen Innenministeriums der Nachrichtenagentur AFP sagte, wollten die Demonstrierenden in Bagdad offenbar die dänische Botschaft stürmen.
Facebook-Video von dänischen Rechtsextremisten
Ausgelöst worden waren die Proteste von einem Facebook-Post der rechtsextremen dänischen Organisation Danske Patrioter: Darin war ein Video zu sehen, auf dem anscheinend ein Mann ein Exemplar des Koran verbrennt und mit den Füßen auf eine irakische Flagge tritt. Die Polizei bestätigte später dänischen Medien, dass vor der irakischen Botschaft in Kopenhagen ein Buch verbrannt worden sei - ob es sich dabei um den Koran handelte, könne sie aber nicht sagen.
Zuvor schwedische Botschaft gestürmt
Zwei Tage zuvor hatten Demonstranten die schwedische Botschaft in einem anderen Teil Bagdads gestürmt und teils in Brand gesetzt. Damit wollten sie gegen eine geplante zweite Koran-Verbrennung durch einen irakischen Asylbewerber in Stockholm protestieren.
Der Mann hatte bereits im Juni einen Koran angezündet, am Donnerstag wollte er das ein weiteres Mal tun, das Buch fing aber nicht Feuer. Stattdessen trat und trampelte er auf dem Koran herum, ebenso wie auf einer irakischen Flagge und Fotos des einflussreichen schiitischen Predigers und Politikers Muktada al-Sadr sowie des obersten iranischen Führers Ajatollah Ali Chamenei.
Das irakische Außenministerium verurteilte den Zwischenfall vor der Botschaft in Kopenhagen. Es rief die internationale Gemeinschaft sich gegen solche Aktionen zu stellen, die das friedliche Zusammenleben auf der Welt gefährdeten.
Gleichzeitig sicherte es den Schutz der Botschaft zu. Das Land werde "nicht zulassen, dass sich das wiederholt, was mit der Botschaft des Königreichs Schweden geschehen ist". In den vergangenen Tagen hatten sowohl Schweden als auch die USA Bagdad für den mangelhaften Schutz der schwedischen Botschaft kritisiert.