Tödlicher Schuss an Filmset Waffe enthielt offenbar echte Kugel
Nach dem tödlichen Schuss am Baldwin-Filmset gehen die Ermittler davon aus, dass die von dem Schauspieler benutzte Waffe mit einer echten Kugel geladen war. Am Set könnte es noch mehr scharfe Munition gegeben haben.
Die Waffe, die Schauspielstar Alec Baldwin am Set seines Westerns "Rust" benutzte, hat nach Angaben der Polizei vermutlich scharfe Munition enthalten. Dies gaben die Ermittler bei einer Pressekonferenz in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico bekannt.
Der zuständige Sheriff Adan Mendoza sagte, in dem Revolver vom Kaliber 45 habe sich offenbar eine echte Kugel befunden. Das abgegebene Projektil sei sichergestellt worden. Es habe in der Schulter des verletzten Regisseurs Joel Souza gesteckt. Dasselbe Geschoss habe zuvor wohl die Kamerafrau Halyna Hutchins getötet. Es müsse aber zur Bestätigung noch geprüft werden, ob die Kugel aus dem von Baldwin abgefeuerten Revolver stamme.
Vermutlich noch mehr scharfe Munition am Set
Nach Angaben des Sheriffs gibt es Hinweise, dass sich noch mehr scharfe Munition am Set befand. Dazu seien weitere Untersuchungen in einem Waffenlabor nötig. Demnach stellte die Polizei am Filmset 500 Kugeln sicher - eine "Mischung" aus Platzpatronen, Patronenattrappen und vermutlich auch echten Kugeln. "Wir werden feststellen, wie sie (die echten Kugeln) dort hingekommen sind, warum sie da waren, denn sie hätten nicht dort sein sollen", so Mendoza.
Die Ermittler ließen auch durchblicken, dass ihnen Berichte bekannt seien, wonach Crewmitglieder einige Stunden vor dem tödlichen Vorfall Waffen mit scharfer Munition für Schießübungen benutzt hätten. Auch diesen Berichten gehe man nach.
Bei dem Vorfall während der Dreharbeiten auf einer Film-Ranch in New Mexico war am vorigen Donnerstag die Chef-Kamerafrau Hutchins tödlich getroffen worden. Regisseur Souza, der hinter ihr stand, wurde verletzt. Der Hauptdarsteller und Produzent Baldwin hatte die jetzt von der Polizei als 45-Colt-Revolver ausgewiesene Waffe bei der Probe für eine Szene abgefeuert.
Strafrechtliche Verfolgung nicht ausgeschlossen
Eine strafrechtliche Verfolgung schloss die zuständige Staatsanwältin Mary Carmack-Altwies nicht aus - auch nicht für Baldwin. Alle Optionen lägen auf dem Tisch, sagte sie bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Sheriff Mendoza. Man benötige jedoch noch mehr Zeit, um die Ermittlungen vollständig abzuschließen. Alle Beteiligten, darunter Baldwin, würden mit der Polizei kooperieren.
Eine mögliche Anklage, und gegen wen sie sich richten werde, wollte Carmack-Altwies nicht kommentieren. Es könne noch Wochen, wenn nicht gar Monate dauern, bis man zu einer möglichen Anklageerhebung komme. Sie erklärte, dies sei einer ihrer schwierigsten Fälle, und bat zugleich um Geduld:
Ich muss betonen, dass eine eingehende Untersuchung maßgeblich für diesen Fall ist. Wir sind noch immer in den Ermittlungen. Deshalb ist eine Entscheidung, ob wir Anklage erheben, noch zu früh. Sollten die Beweise allerdings ausreichend sein, werde ich das tun.
Berichte: Mitarbeiter 2019 wegen ähnlichem Vorfall entlassen
Im Visier der Ermittlungen stehen auch die beiden Mitarbeiter am Set, die mit den Waffen Umgang hatten: eine 24-jährige Waffenmeisterin und der Regieassistent, der Baldwin die Waffe gereicht hatte. Laut einem Polizeibericht hatte der Regieassistent dem Schauspieler dabei gesagt, dass es sich um eine "kalte Waffe" ohne Munition handele. Der Assistent habe nach eigener Aussage nicht gewusst, dass eine Patrone in der Waffe steckte.
Dieser Mitarbeiter sei 2019 wegen eines ähnlichen Vorfalls bei einem Film entlassen worden, hatten zuvor zahlreiche US-Medien berichtet. Bei dem Dreh zu "Freedom's Path" sei damals ein Tontechnik-Mitarbeiter leicht verletzt worden, nachdem unerwartet eine Waffe am Set losgegangen sei, hieß es unter Berufung auf die Produktionsfirma des Films.
Kritik an Waffenmeisterin
Kritik wurde nach Medienberichten auch an der jungen Waffenmeisterin laut, die für die ordnungsgemäße Handhabung aller Waffen am Set zuständig war. "Rust" war den Berichten zufolge erst der zweite Film, an dem sie in dieser Funktion beteiligt war.
Die Nachrichtenagentur AP berichtet unter Berufung auf Unterlagen, die Frau habe den Ermittlern gesagt, dass sie am Tag des Zwischenfalls die Patronen-Attrappen geprüft habe, um sicherzustellen, dass keine scharfe Munition dabei sei. Die für Filmaufnahmen genutzten Waffen seien während der Mittagspause eingeschlossen worden. Die Munition habe jedoch auf einem ungesicherten Wagen gelegen, allerdings sei nie scharfe Munition am Set aufbewahrt worden.