EU besorgt über Arbeitsbedingungen Bangladesch soll "sofort handeln"
Mehr als 400 Tote sind bislang aus den Trümmern des eingestürzten Hauses in Bangladesch geborgen worden. Mit Tausenden anderen Arbeitern hatten sie in den dort illegal eingerichteten Textilfabriken genäht. Die EU fordert nun Dhaka zum Handeln auf.
Nach dem Einsturz eines Fabrikgebäudes in Bangladesch hat sich die Europäische Union über die Arbeitsbedingungen in dem asiatischen Land tief besorgt gezeigt. Die Behörden in Bangladesch müssten dafür sorgen, dass internationale Sicherheitsstandards eingehalten würden. Dhaka müsse "sofort handeln", erklärten die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und EU-Handelskommissar Karel De Gucht in Brüssel.
Die EU als größter Handelspartner des Landes bot ihre Hilfe bei der Umsetzung dieser Standards an. So erwäge die EU eine "angemessene Reaktion" auf dem Gebiet der Handelserleichterungen für Bangladesch, betonten Ashton und de Gucht weiter.
Gemäß einem speziellen Programm für arme Länder erhebt die EU derzeit keine Zölle für die meisten Produkte aus Bangladesch. Nun jedoch würden Anreize erwogen, um ein verantwortliches Verhalten bei Herstellern zu fördern, hieß es in der Mitteilung. Die europäischen und internationalen Textilunternehmen wurden ihrerseits aufgerufen, für bessere Arbeitsbedingungen in ihren Betrieben in Bangladesch zu sorgen.
Mehr als 400 Tote geborgen
Eine Woche nach dem Einsturz des Hauses wurden nach offiziellen Angaben bislang 413 Leichen geborgen. Mehr als 2400 Menschen wurden verletzt. Zum Unglückszeitpunkt sollen sich etwa 3000 Menschen in dem Gebäude aufgehalten haben.
Noch immer ist nicht klar, wie viele Menschen womöglich noch unter den Trümmern des achtstöckige "Rana Plaza" begraben liegen, in dem fünf Textilfabriken sowie Geschäfte und eine Bankfiliale untergebracht waren.
Es war der schlimmste Industrieunfall in Bangladeschs Geschichte. Bislang wurden im Zusammenhang mit dem Unglück sieben Menschen festgenommen, darunter der Eigentümer des Gebäudes.
Hinrichtung des Fabrikbesitzers gefordert
Tausende Arbeiter nahmen den Internationalen Tag der Arbeit zum Anlass für neue Proteste. Auf den Straßen von Dhaka forderten sie die Hinrichtung der Fabrikbesitzer. "Hängt die Mörder, hängt die Fabrikbesitzer", skandierte die Menge.
Die Arbeiter seien wütend über den "Mord" an ihren Kollegen, sagte Kamrul Anam, führendes Mitglied einer Textilarbeitergewerkschaft. "Wir wollen die härtest mögliche Bestrafung für die Verantwortlichen dieser Tragödie."
Niedrige Löhne attraktiv für ausländische Konzerne
Die Textilindustrie ist in Bangladesch ein bedeutender Wirtschaftszweig, er erzeugt rund 80 Prozent der nationalen Exporte. Da viele Arbeiter, insbesondere Frauen, für weniger als 40 Dollar (31 Euro) im Monat arbeiten, können ausländische Konzerne hier billig produzieren.
Bislang bestätigte nur die britische Kette Primark, dass sie in dem Unglücksgebäude arbeiten ließ. Die spanische Kleidermarke Mango forderte nach eigenen Angaben lediglich Muster an. Der italienische Konzern Benetton bestätigte eine "einmalige Bestellung".