Gegenseitige Vorwürfe Waffenstillstand in Bergkarabach gebrochen
Armenien und Aserbaidschan haben sich gegenseitig den Verstoß gegen den Waffenstillstand in Bergkarabach vorgeworfen. Auch die russische Armee bestätigte den Bruch des Abkommens - ohne einer Seite die Verantwortung zuzuweisen.
Einen Monat nach Ende der Kämpfe in Bergkarabach im Südkaukasus hat es wieder Gefechte gegeben. Vertreter der überwiegend von Armeniern bewohnten Region hielten dem aserbaidschanischen Militär vor, bei einem Angriff Einsatzkräfte verletzt zu haben.
Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev machte hingegen Armenien verantwortlich und drohte eine Reaktion mit eiserner Faust an.
Bergkarabach liegt zwar in Aserbaidschan, steht seit dem Ende eines Krieges 1994 aber unter Kontrolle ethnischer Armenier, die von Armenien unterstützt werden. Ende September waren Kämpfe um die Region ausgebrochen, bei denen auf beiden Seiten mehr als 5600 Menschen getötet wurden.
Russland meldet Vertragsbruch ohne Schuldzuweisung
Ein von Russland am 10. November vermitteltes Friedensabkommen gab Aserbaidschan die Kontrolle über Gebiete in Bergkarabach und umliegende Regionen wieder, die seit mehr als 25 Jahren unter armenischer Verwaltung gestanden hatten.
Vor Ort sind russische Truppen stationiert, um die Einhaltung des Abkommens zu überwachen. Auch sie meldeten einen Vertragsbruch am Freitag in der Region Gadrut, ohne aber einer Seite in dem Konflikt die Verantwortung zuzuweisen.
Armeniens Ministerpräsident unter Druck
Aliyev warnte Armenien, den Konflikt jetzt nicht wieder neu zu entfachen. "Es muss sehr vorsichtig sein und darf keine Militäraktion planen. Dieses Mal würden wir sie vollständig zerstören", sagte Aliyev bei einem Treffen mit Diplomaten aus den USA und Frankreich, die vermitteln wollten.
Wegen des Abkommens steht der armenische Ministerpräsident unter hohem politischen Druck. Nikol Paschinjan weigert sich bislang aber, zurückzutreten und argumentierte, der Pakt sei nötig gewesen, um zu verhindern, dass Aserbaidschan ganz Bergkarabach einnehmen werde.