Deutsche Bischöfe in Rom Viele Gespräche, kaum Ergebnisse
Macht in der Kirche, Frauen in Weiheämtern und die Causa Woelki: Bei ihrer Reise nach Rom haben 62 deutsche Bischöfe über viele Streitthemen gesprochen. Bischof Bätzing zog eine gemischte Bilanz.
Mit einem entspannten Gesicht sitzt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vor den internationalen Journalisten. Zufrieden sei er, ziemlich geschafft und etwas müde. Seine Gefühle seien gemischt, sagt Bischof Georg Bätzing.
"Ich fahre mit einer wirklichen Erleichterung nach Hause, weil wir Themen benannt haben und niemand sagen kann, er hätte davon nichts gehört oder er hätte sich nicht äußern können", so der katholische Würdenträger. "Ich fahre aber auch mit einer gewissen Sorge nach Hause, weil ich nicht abschätzen kann, welche Dynamik dieser begonnene Dialog mit den synodalen Prozessen nun künftig entfalten wird."
Meinungen gehen weit auseinander
Alles sei auf den Tisch gekommen, der umstrittene synodale Weg in Deutschland stand im Mittelpunkt. Es ging um die Teilung von Macht in der Kirche, um die Zulassung von Frauen in Weiheämtern, um einen anderen Umgang mit Sexualität und Partnerschaft.
Bei ihrem mehrtägigen Besuch sprachen die 62 Bischöfe mit hochrangigen Vertretern der Vatikan-Behörden, mit Kardinälen und mit Papst Franziskus. Dabei wurde deutlich, dass bei wichtigen theologischen Fragen die Meinungen weit auseinandergehen. In einem gemeinsamen Kommuniqué vom Heiligen Stuhl und der Bischofskonferenz kritisierten hochrangige Kurienkardinäle die Methodik, die Inhalte und die Vorschläge des Synodalen Weges.
Der Dialog geht weiter
Bätzing benannte die roten Linien, etwa die Frage der Frauenordination: "Da ist hier oben ganz klar die Perspektive. Diese Frage ist geschlossen." Im Grundlagen-Text des synodalen Weges stehe nicht, dass sie nicht geschlossen sei. "Wir sagen aber, sie geht weiter. Es hilft nichts, sie ist da, also muss sie bearbeitet werden. Und wir bitten darum, Argumente zu hören."
Deshalb sei es wichtig, dass der Dialog weitergehe. Er sei zuversichtlich, sagt Bätzing. Der Papst selbst hat eine weltweite Synode gestartet, Gläubige in aller Welt können ihre Fragen und Meinungen einbringen.
In Italien undenkbar
Die Vatikanjournalistin Franca Giansoldati von der Tageszeitung "Il Messaggero" sieht die Debatte nördlich der Alpen als ein Labor: "Von Italien aus beobachten wir, was in Deutschland passiert." In Italien sei es undenkbar, eine so grundlegende, so zielgerichtete und so wichtige Debatte über bestimmte Themen führen zu können, so Giansoldati. "Ich denke da zum Beispiel an das Thema Frauen."
Bei dem Besuch kam auch die Lage im Erzbistum Köln zur Sprache, erzählt Georg Bätzing. Die Situation sei zunehmend unerträglich geworden, sowohl für Kardinal Rainer Maria Woelki als auch für die Gläubigen. Der Erzbischof hatte sein Rücktrittsangebot beim Papst eingereicht, doch seit Monaten fällt dieser keine Entscheidung.
Bätzing: Neue Wege notwendig
Trotz aller unterschiedlichen Ansichten zwischen der Kurie und der Kirche in Deutschland, sei die grundsätzliche Linie klar, betonte Bischof Bätzing. Die Kirche in Deutschland gehe keinen Sonderweg und sie werde auch keine Entscheidungen treffen, die im universalkirchlichen Kontext zu treffen wären.
"Aber die Kirche in Deutschland will und muss Antworten geben auf jene Fragen, die die Gläubigen stellen", so Bätzing. Denn durch die Aufdeckung des Missbrauchs sei das Vertrauen in die Kirche so erschüttert, dass neue Wege notwendig seien. Das Alte zu wiederholen, so Bätzing, sie kein Ausweg aus dieser Krise.