Festgenommene Studenten in Boston Was wussten die Freunde?
Sie kannten den mutmaßlichen Attentäter Zarnajew aus der Schule oder der Universität. Nun drohen den drei Stundenten hohe Haftstrafen. Was wussten die Studenten? Haben sie ihrem Freund sogar geholfen?
Von Silke Hasselmann, MDR-Hörfunkstudio Washington
Um wen handelt es sich bei den Festgenommenen?
Alle drei sind 19 Jahre alt, genau wie der jüngere und noch lebende der beiden tatverdächtigen Zarnajew-Brüder. Einer ist ein US-amerikanischer Schulfreund, die beiden anderen sind kasachische Kommilitonen des mutmaßlichen Bombenlegers Dschochar Zarnajew.
Keiner der drei Jugendlichen wird verdächtigt, direkt etwas mit dem Bombenattentat vom 15. April oder allgemein mit Terrorismus zu tun zu haben. Dass sie nun in Untersuchungshaft sind, hat vielmehr mit ihrem Verhalten danach zu tun. Gut möglich, dass ein Freundschaftsdienst nun schrecklich schief für sie läuft.
Was werfen die Behörden ihnen vor?
Die drei sollen ihren Kumpel gedeckt haben, nachdem sie vermuteten, dass die Polizei auch nach ihm fahndet. Einer der Jungs glaubte, ihn drei Tage nach dem Attentat auf einem Fahndundungsfoto zu erkennen und hatte Zarnajew eine entsprechende SMS geschickt. Der reagierte scherzhaft, ohne sich klar als einer der flüchtigen Bombenleger zu outen. Doch er antwortete, er werde "für eine Weile verschwinden" und sie, die Freunde, sollten sich "aus dem Zimmer nehmen, was sie brauchten".
Gestern fand eine erste Anhörung vor dem Haftrichter statt, wo die Staatsanwaltschaft ihre Vorwürfe vortrug: Die beiden Kasachen sollen Zarnajews Rucksack mit leeren Feuerwerkskörpern und einen Laptop aus dem Zimmer genommen und auf einer Müllhalde entsorgt haben. Der Amerikaner wird beschuldigt, die FBI-Beamten in den ersten Ermittlungsgesprächen belogen zu haben - beides ernstzunehmende Straftaten.
Was blüht den Teenagern nun?
Wird den Kasachen in einem Strafprozess eine vorsätzlich Behinderung der Justiz durch das Zerstören von Beweismaterial nachgewiesen, müssen sie mit bis zu fünf Jahren Haft rechnen. Noch dramatischer die Idee des dritten Kumpels, denn auf "Falschaussagen gegenüber Bundesbeamten" stehen bis zu acht Jahre Gefängnis. Die drei weisen die Vertuschungsvorwürfe zurück. Doch natürlich diskutieren die Amerikaner jetzt vor allem die Frage, wie naiv oder wie ängstlich man sein muss, um der Polizei in den Tagen nach dem Attentat nicht nur nicht zu helfen, sondern sie in die Irre zu führen.
Der 19-jährige Tatverdächtige Zarnajew, der noch immer in einem Polizeikrankenhaus behandelt wird, muss hingegen sogar mit der Todesstrafe rechnen. Zu dem Team seiner Strafverteidiger stieß zu Wochenbeginn eine der namhaftesten Anwältinnen, die sich auf die Vermeidung von Todesstrafen spezialisiert haben.