Corona in den Niederlanden "Sonst schwappt die zweite Welle über uns"
Auch die Niederlande wollen die Corona-Beschränkungen lockern - aber äußerst vorsichtig. In den Schulen geht es mit den Jüngeren los. Für Musik- und Fußballfans sieht es dagegen schlecht aus.
Gleich zu Beginn seiner Pressekonferenz warnte der niederländische Ministerpräsident vor allzu hohen Erwartungen. Für eine weitreichende Lockerung der Corona-Maßnahmen, so Mark Rutte, sei es zu früh. Die aktuellen Zahlen gäben zwar Hoffnung, der Druck auf das Gesundheitssystem bleibe aber gigantisch groß.
"So sehr ich auch begreife, dass die Ungeduld wächst - wir wissen aber, dass eine schnelle Lockerung dazu führen könnte, dass das Virus sofort wieder die Chance bekommt, sich zu verbreiten. Und dann schwappt es in einer zweiten Welle über uns hinweg."
Es beginnt mit Kitas und Grundschulen
Immerhin soll für Kinder und Jugendliche nach und nach mehr Normalität in den Alltag zurückkehren. Die Grundschulen und Kitas werden, nach den nächste Woche beginnenden Ferien, vom 11. Mai an wieder öffnen. Dabei sollen die Klassen-Größen halbiert werden und der Unterricht für die Gruppen im täglichen Wechsel stattfinden.
"Nach allen Erkenntnissen, die wir in den Niederlanden und darüber hinaus gewonnen haben, zeigt sich, dass junge Kinder weniger schnell infiziert werden und dass das Krankheitsrisiko für diese Gruppe sehr gering ist. Und die Anderthalb-Meter-Abstandsregel ist für diese Gruppe sowieso nicht realistisch."
Sport ohne Ehrgeiz
An den weiterführenden Schulen wird vom 1. Juni an wieder unterrichtet. Ältere oder gesundheitlich angeschlagene Lehrkräfte dürfen aber zu Hause bleiben. Bereits in der kommenden Woche können Kinder bis zwölf Jahre in ihren Vereinen wieder Sport treiben und draußen Fußball, Hockey oder Tennis spielen. Aber, so Rutte, bitte ohne zu großen Ehrgeiz.
"Vorläufig bleibt es bei Training und kleinen Spielchen untereinander. Es wird keine offizielle Wettbewerbe geben, denn das führt zu Reisen und mehr Kontakten und damit zu einer höheren Ansteckungsgefahr."
Auch Jugendliche, die älter sind als zwölf, dürfen wieder zu zweit oder in Gruppen trainieren, allerdings unter Einhaltung der Abstandsregeln. Während die Schulen und Sportplätze wieder öffnen, bleiben Frisör-, Kosmetik- und Massagesalons weiterhin geschlossen.
Keine Festivals - und kein Fußball
Auch das Verbot von Großveranstaltungen hat die Regierung verlängert, und zwar bis zum 1. September. Damit fallen auch das Musikfestival Pinkpop und das größte Wanderevent der Welt, die Vierdaagse, im grenznahen Nimwegen aus. Und auch Profifußball werde es bis dahin nicht geben, so Rutte. Nicht mal Spiele ohne Publikum. Eine klare Linie sei jetzt wichtig.
"Das machen wir, weil wir die Risiken in den kommenden Monaten nicht abschätzen können und weil die Veranstalter einen Anspruch auf Klarheit haben. Und das bedeutet definitiv auch: kein bezahlter Fußball bis zum 1. September."
Diese Entscheidungen zu treffen, sei ihm nicht leicht gefallen, erklärte der Premier. Er habe hart mit sich gerungen, aber: "Sicher ist, dass Vorsicht jetzt besser ist als Bedauern im Nachhinein."