Corona-Pandemie Spanien schickt Arbeitnehmer in "Zwangsurlaub"
Die spanische Regierung verschärft die Ausgangsbeschränkungen: 14 Tage sollen alle Arbeitnehmer in "nicht lebenswichtigen Unternehmen" zu Hause bleiben. Neben Italien ist Spanien mit am schwersten von der Corona-Pandemie betroffen.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat im Kampf gegen das Coronavirus eine weitere Verschärfung der bereits seit zwei Wochen geltenden Ausgangsbeschränkungen angekündigt: Ab Montag sollen aller Arbeitnehmer, die keine unbedingt notwendigen Arbeiten verrichten, zwei Wochen lang zu Hause bleiben, erklärte der Regierungschef in einer Fernsehansprache. Nur die dringend notwendigen Tätigkeiten dürfen weiter ausgeübt werden. Dazu zählen etwa Jobs in Lebensmittelgeschäften oder Supermärkten.
Welche Wirtschaftszweige genau von dem "Zwangsurlaub" betroffen sind, sagte Sánchez jedoch nicht. Das Gehalt werde den Arbeitnehmern, die unter die Verordnung fallen, in dieser Zeit weiter gezahlt. Die nicht geleisteten Arbeitsstunden könnten sie später schrittweise nachholen.
Bewegung im Land weiter einschränken
Mit den weiteren Beschränkungen für Arbeitnehmer will die Regierung die Bewegung im Land noch weiter verringern. Spanien nähere sich dem Scheitelpunkt der Welle und dürfe nun nicht unachtsam sein, sagte Sánchez. Er forderte außerdem mehr europäische Solidarität. "Europa steht auf dem Spiel", sagte der Regierungschef. Und weiter sagte er: "Was sollen die Bürger denken, wenn wir im kritischsten Moment Europas seit dem Zweiten Weltkrieg nicht alles aufwenden, um die Gesundheit der Bürger und die wirtschaftliche Zukunft der Unternehmen zu schützen?"
Seit dem Inkrafttreten des Alarmzustands am 15. März durften Angestellte und Selbstständige trotz Ausgangsbeschränkungen weiter in ihre Büros gehen. Jedoch war die Bevölkerung aufgefordert, so viel wie möglich von Zuhause aus zu arbeiten.
Die Bevölkerung darf bereits seit zwei Wochen nur noch in Ausnahmefällen aus dem Haus, so etwa zum Einkaufen und nur alleine. Spazieren gehen oder Sport im Freien sind in Spanien derzeit nicht erlaubt. Die Regierung hatte zuletzt beschlossen, das ursprünglich für 15 Tage geplante Ausgehverbot bis zum 11. April zu verlängern.
Bislang 5700 Virus-Tote in Spanien
"In Spanien stehen wir vor den schwersten Stunden, das Virus trifft uns mit erbarmungsloser Gewalt", betonte Sánchez. Erst heute war bekannt geworden, dass innerhalb der vergangenen 24 Stunden 832 Covid-19-Patienten gestorben waren. Das ist der höchste Anstieg, der in dem Land bislang registriert wurde, wie die Gesundheitsbehörden mitteilten. Insgesamt sind knapp 5700 Menschen an dem Virus gestorben. Die Zahl der Infizierten kletterte auf rund 72.000, etwa 8000 mehr als am Vortag. Die am stärksten betroffene Region bleibt Madrid, wo fast die Hälfte aller Todesfälle verzeichnet wurde.
Der Anstieg nimmt prozentual gesehen aber seit Tagen ab. Mehr als 12.000 Menschen sind bereits wieder gesund.
Mit Informationen von Marc Dugge, ARD-Studio Madrid.