75 Jahre D-Day "Ein Geschenk der Geschichte"
1944 brachen von Portsmouth aus Hunderttausende Soldaten in die Normandie auf. Zum Jahrestag kamen die zu Wort, die damals in den Krieg zogen - auch diejenigen, die nie zurückkehren konnten.
Eine Gedenkfeier mit Boogie-Einlage und Tanz, mit Theaterszenen und Filmeinspielungen: Den britischen Gastgebern ist in Portsmouth ein bemerkenswerter Balanceakt zwischen Dramatik, Tragik und Zeitgeist jener Tage im Jahr 1944 gelungen. "Von diesem Moment an verließen Hunderttausende diese Küste für die Sache der Freiheit", sagt Königin Elizabeth II.
Eine "unverwüstliche" Generation
Die Königin selbst war damals 18 Jahre alt, gehört also noch zu den Zeitzeugen, inzwischen ist sie 93:
Als ich an den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag teilnahm, da dachten manche, das sei schon das letzte Mal.
Aber ihre Kriegsgeneration sei unverwüstlich, fügt die Queen hinzu, sie freue sich, auch an diesem Tag in Portsmouth zu sein.
Sehnsucht und Pflichtgefühl
16 Grad und bewölkter Himmel: So war auch das Wetter an diesem Tag vor 75 Jahren, als 130.000 alliierte Soldaten mit Tausenden Schiffen von der englischen Südküste ablegten, um in der Normandie den Kampf gegen Hitler-Deutschland aufzunehmen.
Premierministerin Theresa May liest aus dem Brief eines Soldaten, junger Vater von zwei Töchtern, an seine Frau:
Wir beide hatten ein paar wunderschöne Jahre, die in Lichtgeschwindigkeit vorbei zu sein scheinen. Meine Gedanken sind jetzt bei Euch. Ich stelle mir vor, wie Du mit Janey und Anne im Garten Tee trinkst und sie fürs Bett fertig machst. Obwohl ich alles dafür geben würde, zurück bei Euch zu sein, will ich auch nicht von der Aufgabe zurücktreten, die wir zu erledigen haben.
"Es ist hart, dem Tod ins Gesicht zu sehen"
Zwei Tage nach der Landung war dieser Soldat gefallen. Ein berührender Moment war es auch, als der französische Staatspräsident Emmanuel Macron aus dem Brief eines französischen Widerstandskämpfers zitiert, kurz vor dessen Exekution - da war der Junge 16 Jahre alt:
Macht Euch um mich keine Sorgen. Ich werde mutig sein und meinen Humor bis zum Schluss behalten. Meine Handschrift mag unruhig aussehen, aber das ist nur, weil der Stift so klein ist. Es ist hart, dem Tod ins Gesicht zu sehen. Tausend Küsse. Lang lebe Frankreich.
16 Nationen im Kampf gegen Hitler-Deutschland
16 Nationen hatten sich in Portsmouth zusammengefunden: die Alliierten von damals, und ihr Kriegsgegner Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte die Versöhnung innerhalb Europas und den Frieden, den die Nachkriegsordnung gebracht habe.
Dass ich als deutsche Bundeskanzlerin heute dabei sein kann, dass wir heute gemeinsam für den Frieden und die Freiheit eintreten, das ist ein Geschenk der Geschichte, das es zu schützen und zu pflegen gilt.
Morgen, am Landungstag in der Normandie, ist dort eine weitere große Veranstaltung zum Gedenken an diesen Tag geplant.
Die Queen, US-Präsident Trump und Bundeskanzlerin Merkel während der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestags des D-Days in Portsmouth.