Im Alter vom 88 Jahren Japanischer Dirigent Ozawa gestorben
Der Dirigent und frühere Musikdirektor der Wiener Staatsoper Seiji Ozawa ist tot. Eines seiner früheren Orchester würdigte ihn nun als "musikalisches Genie". Der "Hunderttausend-Volt-Dirigent" wurde 88 Jahre alt.
Österreich war seine Wahlheimat, gestorben ist er zu Hause in Tokio: Seiji Ozawa, Dirigent von Weltrang. Wie sein Management heute mitteilte, starb er bereits am 6. Februar an Herzversagen im Alter von 88 Jahren.
Eigentlich wollte Ozawa Pianist werden. Doch nach einer Handverletzung beim Rugby konzentrierte er sich auf das Dirigierstudium. Schon bei seinem ersten öffentlichen Auftritt im Alter von 24 Jahren mit dem Japan Philharmonic Orchestra wurde er als großes Talent gefeiert. In den Jahren danach gewann Ozawa viele Preise und Wettbewerbe.
Entdeckt und gefördert wurde der Japaner von Leonard Bernstein in New York. Herbert von Karajan holte ihn dann als seinen Assistenten nach Berlin. Kein einfacher Weg, denn noch lange wurde er mit dem Vorurteil konfrontiert, dass er als Japaner die europäischen Klassiker "nur gelernt" haben könne und sie nie "mit der Seele begreife".
Maestro Ozawa dirigiert sein Ongaku-Juku Orchester im Nationaltheater von Peking.
Dirigent auf drei Kontinenten
Das Zusammenspiel mit den Wiener Philharmonikern begann in den 1960er-Jahren bei den Salzburger Festspielen und dauerte über fünf Jahrzehnte. "Legendär", sagen die Wiener Philharmoniker bis heute.
In rascher Folge wurde Ozawa Orchesterchef in Chicago, Toronto und San Francisco. Ab 1970 leitete er das renommierte Klassikfestival Tanglewood in den USA. Ozawa wird außerdem zugeschrieben, dass das Boston Symphony Orchestra unter seiner 29 Jahre währenden Leitung zu Weltruhm aufgestiegen sei. Dieses würdigte ihn nun als "ein musikalisches Genie".
Seiji Ozawa beim traditionellen Philharmonikerball an der Wiener Staatsoper.
Rückzug wegen Krebserkrankung
Bis 2010 stand Ozawa vor dem Dirigentenpult der Wiener Staatsoper. Acht Jahre lang war er dort Musikdirektor. Wegen einer Krebserkrankung musste er sich jedoch zurückziehen - ausgenommen davon waren kleinere Auftritte in Japan.
Ozawa wurde oft als charismatisch und elektrisierend beschrieben. Sein Spitzname: "Hunderttausend-Volt-Dirigent".
Mit Informationen von Wolfgang Vichtl, ARD Studio Wien.