Frage vom 15.03.2011 Was bedeutet die aktuelle Strahlenbelastung?

Stand: 21.03.2011 15:57 Uhr

Cäsium und radioaktives Jod werden jetzt bis hin nach Tokio gemessen. Sie sind nach Angaben von Experten ein sicheres Zeichen dafür, dass Brennstäbe sich in Auflösung befinden. Jodtabletten helfen den betroffenen Menschen nur zum Teil.

Cäsium und radioaktives Jod werden jetzt bis hin nach Tokio gemessen. Sie sind nach Angaben von Experten ein sicheres Zeichen dafür, dass Brennstäbe sich in Auflösung befinden. Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz zum Beispiel sieht das so und argumentiert: Erst zerstörte Brennelemente setzen Uran, Plutonium und Spaltprodukte wie zum Beispiel Krypton, Strontium und Caesium frei. Die Gase und leicht flüchtigen Stoffe darunter – also Krypton und Xenon, aber auch Jod und Cäsium – werden dann direkt freigesetzt.

Uran und Plutonium entweicht Reaktor erst bei Explosion

Das eigentliche Brennmaterial, Uran und Plutonium, ist schwer und bleibt erst einmal im Reaktor. Es sei denn, es gibt eine Explosion oder einen Brand, mit dessen Rauchentwicklung die radioaktiven Teilchen in die Höhe getragen werden. Es hat aber in dem japanischen Kraftwerk mehrere Explosionen gegeben; zuletzt am Morgen eine, von der auch die Regierung in Tokio annimmt, dass sie einen Teil der Reaktorhülle beschädigt hat. In einem weiteren Reaktorblock hat es einen schnell gelöschten Brand gegeben, und aus drei Blöcken wird immer wieder radioaktiver Dampf und damit Druck abgelassen.

Deutlich erhöhte Strahlenwerte

In der Summe haben diese Ereignisse jetzt zu deutlich erhöhten Strahlenwerten geführt. Nach amtlichen Angaben liegen sie im Kraftwerkselbst bei bis zu 400 Millisievert. Das kann schon kurzfristig zu akuten Strahlenschäden führen, sagt das Bundesamt für Strahlenschutz. Weiter weg vom Kraftwerk, auf halbem Weg Richtung Tokio, ist die Belastung derzeit bis zu hundertmal höher als normal. Aber das ist immer noch um einige Größenordnungen niedriger als im Kraftwerk selbst.

Jod ist Haupt-Strahlenquelle

Dabei handelt es sich vor allem um Jod 131 und 133 und Cäsium 137. Beide Stoffe werden eingeatmet und setzen sich auf der Haut ab. Vor allem Jod ist in den ersten Tagen nach einem Atomunfall die Haupt-Strahlenquelle. Es zerfällt allerdings relativ schnell. Eine Art Strohfeuer. Und: Dadurch, dass die Menschen dort Jodtabletten eingenommen haben, ist ihre Schilddrüse damit zumindest “vollgesogen” und wird weniger radioaktives Jod einlagern. Gegen alle andern Stoffe gibt es kaum einen Schutz.

Fragen zu Fukushima
Die SWR-Uweltredakteure Werner Eckert und Axel Weiß haben im Blog zahlreiche Fragen zu Fukushima beantwortet. tagesschau.de hat diese ursprünglich für das Blog verfassten Texte nun zu einem Dossier zusammengefasst.