El Paso und Dayton Tiefe Wunden nach Massakern in den USA
Bei zwei Massakern in den USA haben Attentäter insgesamt 29 Menschen getötet. Die Angriffe in El Paso stufen die Ermittler als inländischen Terrorismus ein. Im Fall Dayton soll es sich um einen Schützen in den Zwanzigern handeln.
El Paso und Dayton: Innerhalb von 24 Stunden hat es in den US-Bundesstaaten Texas und Ohio zwei Schusswaffenangriffe mit vielen Toten gegeben.
Samstag um 10:39 Uhr (Ortszeit) ging der erste Notruf bei der Polizei in El Paso ein. Kurz zuvor hatte ein Schütze in einem Einkaufszentrum der Grenzstadt zu Mexiko begonnen, auf Kunden und Passanten zu feuern. Er tötete 20 und verletzte 26 Menschen, bevor er sich den herbeigeeilten Polizisten ergab. Die meisten Opfer seien in einem Walmart getroffen worden, teilte die Polizei mit. In dem Supermarkt seien zwischen 1000 und 3000 Menschen gewesen, die unter anderem für den bevorstehenden Schulbeginn einkauften.
Der Täter soll ein Gewehr benutzt haben, das den Sturmgewehren der US-Armee nachempfunden ist: große Magazinkapazität, vergleichsweise geringer Rückschlag, höhere Präzision als Pistolen oder Revolver. Diese Art von Gewehr wird häufig bei derartigen Angriffen verwendet.
Rassistisches Manifest aufgetaucht
Der Angreifer ist nach Angaben der Polizei ein 21-jähriger Weißer. Polizeichef Greg Allen sagte, es gebe ein "Manifest", das auf ein Hassverbrechen hindeutet. Noch sei allerdings nicht bestätigt, dass dieses vom Verdächtigen geschickt wurde. In dem Pamphlet wird unter anderem von einer "hispanischen Invasion in Texas" gesprochen. Zudem wird Unterstützung für den rassistischen Attentäter von Christchurch geäußert, der Mitte März in Neuseeland zwei Moscheen angegriffen und 51 Menschen getötet hatte. Die "New York Times" berichtet, der Text sei 19 Minuten vor dem ersten Notruf in El Paso online gegangen.
Bürgermeister Dee Margo sagte, der Verdächtige stamme nicht aus der Stadt. Nach US-Medienberichten kam er aus Allen nördlich von Dallas - mehr als 900 Kilometer Luftlinie von El Paso entfernt. Er könnte sich die Stadt mit etwa 680.000 Einwohner wegen der Nähe zu Mexiko ausgesucht haben.
ARD-Korrespondentin Christiane Meier berichtete auf tagesschau24 unter Verweis auf US-Medien, dass sich das rechtsextremistische Motiv verdichte. Der Schütze solle gesagt haben, dass er so viele Mexikaner wie möglich töten wolle.
Die Polizei war innerhalb von Minuten vor Ort. Der Täter - schwer bewaffnet und mit auffälligem Gehörschutz - ergab sich.
Als inländischer Terrorismus eingestuft
Die US-Staatsanwaltschaft erklärte, der Fall werde als inländischer Terrorismus eingestuft. Der Gouverneur von Texas, der Republikaner Greg Abbott, kündigte an, die Strafverfolgung werde sich nicht nur auf den Vorwurf des Mordes, sondern auch auf den eines Hassverbrechens konzentrieren. Das FBI ermittelt.
Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador teilte in einer Videobotschaft mit, unter den Toten seien drei mexikanische Bürger. Sechs Mexikaner sollen verletzt worden sein - auch ein zehnjähriges Mädchen.
Zweiter Tatort - Dayton, Ohio
Eine laue Sommernacht in Dayton, Ohio: Um etwa 01:00 Uhr nachts fallen Schüsse im beliebten Bar- und Restaurantviertel Oregon District. Der Angreifer tötet neun Menschen, bevor er von Polizisten gestellt und erschossen wird. Das schnelle Eingreifen habe Schlimmeres verhindert, sagte der leitende Polizeibeamte Matt Carper: "Wir hatten Beamte in der unmittelbaren Umgebung, als die Schüsse fielen. Wir konnten reagieren und das Ganze schnell beenden."
Wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, soll es sich um einen Mann in den Zwanzigern handeln. Die Polizei hatte zuvor mitgeteilt, er habe als Einzeltäter gehandelt, sein Motiv sei unklar. Auch hier schaltete sich das FBI in die Ermittlungen ein.
Nach US-Medienberichten trug der Täter eine Schutzweste, viel Munition und ein Gewehr des Kalibers .223. Das Kaliber deutet auch hier auf ein halbautomatisches, Armee-inspiriertes Gewehr hin.
Die Bürgermeisterin von Dayton verurteilte die Tat. Ihr Herz sei gebrochen, twitterte Nan Whaley. Sie bedankte sich bei den Ersthelfern und kündigte an, die Polizei werde neue Informationen veröffentlichen, sobald sie vorliegen.
Bisher deutet nichts darauf hin, dass die Täter von El Paso und Dayton sich kannten oder gar koordiniert vorgingen.
Tragische Bilanz
In den USA kommt es immer wieder zu Angriffen mit Schusswaffen. Die Täter suchen sich dabei häufig belebte Orte als Ziele aus - Einkaufszentren, Schulen, Volksfeste oder etwa Kinos. Erst am vergangenen Sonntag (Ortszeit) war ein Mann auf das Gelände des beliebten "Garlic Festival" im kalifornischen Gilroy vorgedrungen. Er erschoss drei Menschen, bevor er von der Polizei getötet wurde.
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archives war El Paso bereits der 250. Vorfall in diesem Jahr, bei dem mindestens vier Menschen verletzt wurden*. Trotzdem blieben bisher Bemühungen für restriktivere Waffengesetze erfolglos - vor allem, weil US-Präsident Donald Trump und viele Republikaner dagegen sind. Auch die einflussreiche Waffenlobby NRA bekämpft jeden Versuch, Waffenbesitz stärker zu regulieren.
*Zunächst hieß es in der Meldung, es habe 250 Vorfälle gegeben, bei denen mindestens vier Menschen getötet worden seien. Das ist falsch. Es geht um Vorfälle mit mindestens vier Verletzten. Wir haben den Fehler korrigiert.