Freihandelsabkommen in Kraft In Vietnam fallen Zölle für EU-Waren
Autos, Chemikalien Maschinen: Ab sofort können europäische Firmen viele Waren zollfrei nach Vietnam exportieren. Damit wird das Land im chinesischen Meer größter EU-Handelspartner Südostasiens - nach China.
Heute ist das EU-Freihandelsabkommen mit Vietnam ist Kraft getreten. Das bedeutet: Ab sofort gibt es keine Zölle auf EU-Exportwaren mehr. Darunter fallen Arzneimittel, Chemikalien oder Maschinen, teilte die EU-Kommission mit. Im Laufe der kommenden zehn Jahre sollen weitere Lockerungen für viele weitere Waren folgen. Am Ende sollen 99 Prozent des Austauschs der EU mit dem südostasiatischen Land zollfrei sein.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte, sie erhoffe sich dadurch Arbeitsplätze und "neue aufstrebende Märkte" für europäische Unternehmen. Auch für die Bevölkerung Vietnams biete das Abkommen eine große Chance. "Das Abkommen birgt ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial, das zum Aufbau nach der Corona-Krise beitragen wird", erklärte Handelskommissar Phil Hogan.
Kaffee, Reis und Meeresfrüchte für Europa
Vietnam ist ein wichtiges Produktionsland von Elektrogeräten und Textilien für den europäischen Markt. Auch Kaffee, Reis, Meeresfrüchte und Möbel werden häufig nach Europa verkauft. Umgekehrt ist das Land mit seinen 95 Millionen Einwohnern ein interessanter Markt für europäische Firmen. Sie setzen dort vor allem Maschinen, Flug- und Fahrzeuge sowie Arzneimittel ab. Das Abkommen ist nach Angaben der Kommission das umfassendste Handelsabkommen der EU mit einem Entwicklungsland.
Für den Zollabbau gilt eine zehnjährige Übergangszeit. Geplant ist, dass nach drei Jahren die Aufschläge für Rindfleisch und Olivenöl wegfallen, nach höchsten fünf Jahren sollen Milchprodukte, Obst und Gemüse folgen. Für den für Europa wichtigen Export von Autos ist der Abbau "regulatorischer Hindernisse" vorgesehen. Vietnam hat zudem zugesagt, 169 traditionelle europäische Lebensmittel und Getränke, darunter Roquefort-Käse, Portwein und Sherry und Parmaschinken vor Nachahmung zu schützen.
Beide Seiten hätten sich zu hohen Standards für den Arbeits-, Umwelt- und Verbraucherschutz verpflichtet, erklärte die Kommission. Der Warenhandel der EU mit Vietnam belief sich 2019 auf 45,5 Milliarden Euro. Damit ist es nach Singapur der zweitgrößte Handelspartner der EU im Verband Südostasiatischer Staaten.