Neuer EU-Führerschein Abschied vom Lappen auf Lebenszeit
Ab heute ist der Lappen weg - allerdings nur für Bürger eines EU-Landes, die einen Führerschein beantragen. Die neue europäische Standardkarte soll fälschungssicher sein und muss nach 15 Jahren erneuert werden. Wer allerdings am alten Führerschein hängt, kann aufatmen - erst 2033 wird der Umstieg zur Pflicht.
Von Martin Bohne, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
EU-Verkehrskommissar Siim Kallas hielt den neuen europäischen Standardführerschein im Brüsseler Pressesaal schon mal in die Höhe: eine Plastikkarte im Kreditkartenformat. Auf der Vorderseite das Ausstellungsland und wichtige persönliche Angaben. Auf der Rückseite die zugelassenen Fahrzeugklassen. "Und wir alle werden diesen Führerschein spätestens 2033 haben - es ist also noch ein bisschen hin", sagt der Verkehrskommissar.
Erst in 20 Jahren ist der Umtausch Pflicht
Ab heute werden EU-weit alle neuen Führerscheine in diesem Format ausgestellt. Eine Pflicht zum Umtausch besteht allerdings nicht. Wer seinen alten Lappen mit dem liebgewonnen Foto aus Jugendtagen behalten will, der hat noch eine komfortable Galgenfrist von 20 Jahren. Wer aber den neuen beantragt, und das ist die entscheidende Änderung, der muss ihn dann nach maximal 15 Jahren erneuern lassen. Allerdings ohne, dass eine erneute Fahrprüfung oder ein Gesundheitstest abgelegt werden muss.
"Gefälschte Führerscheine sind eine Lizenz zum Töten"
Der EU-Verkehrskommissar hofft, mit dem einheitlichen Führerschein auch mehr Sicherheit auf Europas Straßen zu schaffen: "Die Verkehrspolizisten in Europa müssen derzeit in der Lage sein, über hundert unterschiedliche Modelle von Papier- und Plastik-Führerscheinen zu erkennen", sagt Kallas. Die oft über ein veraltetes Foto verfügen und überdies leicht gefälscht werden können. "Gefälschte Führerscheine sind eine Lizenz zum Töten", sagt der Verkehrsminister.
Deshalb verfügen die neuen EU-Führerscheine über eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen. So können die Mitgliedsstaaten Hologramme und Mikrochips einfügen. Und dem weit verbreiteten Führerschein-Tourismus wird ein Riegel vorgeschoben. Allein in Deutschland, so der sozialdemokratische Verkehrsexperte im Europäischen Parlament Ismail Ertug, rechnet man bis zu 10.000 Fahrern, die sich einen ausländischen Führerschein erschlichen haben. Deshalb wird nun ein europäisches Datenaustauschsystem eingerichtet. "Da kann ein Land, das einen Antrag bekommt, dann sagen: Nein, dir haben sie den Führerschein weggenommen", sagt Verkehrsexperte Ertug. "Und dann bekommst du auch von uns keinen."
Bestandsschutz für alle, die schon einen Führerschein haben
Änderungen ergeben sich bei einigen Fahrzeugklassen. Für das Fahren von Kleinkrafträdern wird eine Führerscheinpflicht mit einer obligatorischen theoretischen Prüfung eingeführt. Das Mindestalter für das Führen sehr schwerer Motorräder wird auf 24 Jahre erhöht. Mit der gängigen Führerscheinklasse B für PKW können nun schwerere Anhänger genutzt werden. Für alle, die schon einen Führerschein haben, besteht aber in jeder Hinsicht Bestandsschutz. Und so will sich auch Verkehrsexperte Ertug Zeit lassen: "Ich werde meinen Führerschein für's Erste behalten und noch nicht eintauschen."