Luftalarm in der Ukraine Flugabwehr schießt Raketen über Kiew ab
Für die gesamte Ukraine ist Luftalarm ausgelöst worden: Über Kiew hat die Flugabwehr nach ukrainischen Angaben mehrere russische Hyperschallraketen abgeschossen. Russland spricht unterdessen von einem Drohnenangriff auf Moskau.
Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist nach Behördenangaben erneut Ziel russischer Raketen geworden. Demnach seien mehrere russische Hyperschallraketen von Typ "Kinschal" (russisch für "Dolch") von der Flugabwehr abgeschossen worden, sagte der Sprecher der Kiewer Militärverwaltung, Mychajlo Schamanow, im Fernsehen.
Zuvor war wegen aufgestiegener russischer MiG-31K-Jets für die gesamte Ukraine Luftalarm ausgelöst worden. In Kiew waren mehrere Explosionen zu hören. Der Bürgermeister der Hauptstadt, Vitali Klitschko, forderte die Bevölkerung auf, in Schutzräumen zu bleiben. Die Luftverteidigung arbeite, schrieb er auf Telegram.
Laut Behörden wurden Raketentrümmer in einem nördlichen Stadtbezirk gefunden. Sie seien etwa auf das Gelände eines Kinderkrankenhauses und das Dach eines Privathauses gefallen. Angaben über Verletzte gab es nicht. In den westukrainischen Gebieten Winnyzja und Chmelnyzkyj war ukrainischen Angaben zufolge die Flugabwehr ebenfalls aktiv. Im südwestlichen Bezirk Iwano-Frankiwsk ist der dortigen Gouverneurin Switlana Onyschtschuk zufolge ein achtjähriger Junge getötet worden.
Angriffe auch im Süden und Osten des Landes
Daneben sollen auch im Süden und Osten des Landes Menschen bei Angriffen getötet und verletzt worden sein. In der südukrainischen Großstadt Cherson starb nach Angaben der lokalen Militärverwaltung ein 53-Jähriger, nachdem sein Wohnhaus von russischer Artillerie getroffen wurde.
In der rund 70 Kilometer östlich gelegenen Ortschaft Beryslaw sollen außerdem zwei Polizisten verletzt worden sein, nachdem eine russische Drohne ihr Dienstfahrzeug angriff. In den vergangenen 24 Stunden sollen russische Kräfte die Region Cherson insgesamt 60-mal beschossen worden, wie die örtlichen Behörden auf Telegram mitteilten.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Auch in der umkämpften ostukrainischen Region Donezk wurden laut Behörden am Donnerstag und am Freitag ein Zivilist von russischer Artillerie getötet und neun Menschen verletzt - unter ihnen auch ein Kind. Mehr als 80 Gebäude im Umland wurden demnach beschädigt.
Die Militärverwaltung der nordöstlichen Region Charkiw berichtete derweil über massiven russischen Beschuss in den vergangenen Stunden. Dabei sollen nahe der Frontstadt Kupjansk eine Frau getötet und ein Mann verletzt worden sein. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.
Rakete zerstört Hotel in Saporischschja
Bereits am Donnerstagabend war im südukrainischen Saporischschja eine Rakete in ein Hotel eingeschlagen. Dabei wurden den Behörden zufolge ein Mensch getötet und 16 Menschen verletzt, unter ihnen auch vier Kinder. Lokale Medien berichteten, es handele sich bei dem beschädigten Gebäude um das Hotel Reikartz im Stadtzentrum, das häufig von Mitarbeitenden der Vereinten Nationen genutzt wird.
"Ich bin entsetzt über die Nachricht, dass ein Hotel, das häufig von Mitarbeitenden der Vereinten Nationen und von Nichtregierungsorganisationen zur Unterstützung der vom Krieg betroffenen Menschen genutzt wird, von einem russischen Angriff in Saporischschja getroffen wurde", erklärte die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in der Ukraine, Denise Brown, in einer E-Mail.
Das russische Verteidigungsministerium teilte hingegen mit, die Armee habe ein Quartier getroffen, in dem "ausländische Söldner" untergebracht gewesen seien.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Drohnenangriff in Moskau
Unterdessen wurde auch die russische Hauptstadt Moskau offenbar wieder von einer Drohne angegriffen. In sozialen Netzwerken wurden Fotos und Videos von einer Rauchsäule geteilt, die im Westen der Metropole an der Karamyschewskaja-Promenade emporstieg. Augenzeugen berichteten von einer Explosion.
Wenig später teilte Bürgermeister Sergej Sobjanin mit, es sei dort eine Drohne erfolgreich abgewehrt worden. Trümmer seien herabgefallen, die allerdings niemanden verletzt hätten.
Die Nachrichtenagentur RIA zitierte das russische Verteidigungsministerium, dass es sich bei dem Vorfall um einen "Versuch des Kiewer Regimes, ein Objekt auf Moskauer Territorium zu attackieren" gehandelt habe.
Der Flughafen Moskau-Wnukowo sowie der Flughafen der knapp 200 Kilometer südwestlich von Moskau gelegenen Stadt Kaluga stellten vorübergehend den Betrieb ein. Mittlerweile sollen wieder Flugzeuge starten und landen, wie russische Medien berichteten.
Moskau ist in den vergangenen Wochen immer wieder zum Ziel von Drohnenangriffen geworden, die teilweise bis in die Innenstadt gelangten und dort Schäden an Gebäuden anrichteten.