Nach Anschlägen in Brüssel 2016 Langjährige Haftstrafen für mehrere Attentäter
Bei den Terroranschlägen in Brüssel 2016 kamen 35 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Nun steht das Strafmaß für die Täter fest: Sie wurden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.
In Belgien hat ein Gericht sieben Jahre nach den islamistischen Anschlägen in Brüssel die Hauptverdächtigen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Richter in dem Großverfahren sahen es als erwiesen an, dass sich sechs der acht Verurteilten an zwei Bombenanschlägen auf den Brüsseler Flughafen und einem Bombenanschlag in der Brüsseler U-Bahn am 22. März 2016 beteiligt hatten. Durch die Terroranschläge kamen 35 Menschen ums Leben, 340 wurden verletzt.
Die Urteile ergingen wegen Mordes und versuchten Mordes, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtet. Demnach wurden drei Männer zu lebenslänglichen Strafen verurteilt. Die anderen Haftstrafen erstreckten sich von zehn bis 30 Jahren. Die Männer waren schon im Juli unter anderem wegen terroristischen Mordes sowie versuchten terroristischen Mordes schuldig gesprochen worden, nun ging es um das Strafmaß.
Keine zusätzliche Haftstrafe für Abdeslam
Salah Abdeslam, der Hauptverantwortliche bei den Anschlägen in Paris im Jahr 2015 mit 130 Toten, der ebenso in Brüssel angeklagt war, erhielt keine zusätzliche Haftstrafe, da er bereits für eine andere Tat in Belgien zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn in dem Brüsseler Prozess als vollwertiges Mitglied der Brüsseler Terrorzelle eingestuft, obwohl er vier Tage vor dem Anschlag in Belgien verhaftet worden war. Er muss bereits wegen der Anschläge in Paris eine lebenslange Freiheitsstrafe absitzen.
Auch der Angeklagte Mohamed Abrini wurde in allen drei Punkten - Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung, terroristischen Mordes und versuchten terroristischen Mordes - schuldig gesprochen. Das Gericht verurteilte ihn zu 30 Jahren Haft.
Abrini sollte am Flughafen Zaventem eigentlich eine weitere Bombe zünden, flüchtete aber und wurde durch Überwachungsbilder als "Mann mit Hut" bekannt. Im Prozess sagte er aus, er sei im letzten Moment davor zurückgeschreckt, als er in der Warteschlange Frauen und Kinder sah. Wegen der im Jahr 2015 verübten Anschläge von Paris war auch er bereits zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Oussama Atar, der eine lebenslange Haftstrafe erhielt, wurde in Abwesenheit verurteilt: Medienberichten zufolge wird davon ausgegangen, dass er mittlerweile in Syrien gestorben ist.
Dutzende Menschen starben, Hunderte wurden verletzt
Bei den Terroranschlägen am 22. März 2016 am Flughafen Zaventem und in einer Metrostation in Brüssel waren 32 Menschen gestorben, 340 wurden verletzt. Die Geschworenen entschieden, drei weitere Todesfälle zu den Opfern hinzuzuziehen. Sie waren nach den Anschlägen gestorben. Die offizielle Zahl der Todesopfer erhöhte sich damit von 32 auf 35.
Acht Angeklagten wurde 32-facher terroristischer Mord, versuchter terroristischer Mord an fast 700 Menschen sowie die Beteiligung an Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Dem neunten legte die Staatsanwaltschaft lediglich den dritten Punkt zur Last.
Großes öffentliches Interesse
Nur wenige Monate vor den Anschlägen in Brüssel hatten Extremisten bei einer Anschlagsserie am 13. November 2015 in Paris 130 Menschen getötet und 350 weitere Menschen verletzt. Die Anschläge in Paris und Brüssel wurden mutmaßlich von derselben Terrorzelle begangen, daher standen von den in Paris Verurteilten auch sechs in Brüssel vor Gericht. Sowohl die Pariser als auch die Brüsseler Anschläge beanspruchte die Terrorgruppe "Islamischer Staat" für sich.
Das öffentliche Interesse an dem Prozess mit mehr als 900 Nebenklägerinnen und -klägern war groß. Deshalb wurde der Prozess in umgebauten Räumlichkeiten des früheren NATO-Hauptquartiers im Nordosten der Stadt geführt.