Ahmad A. umringt von Pressevertretern bei einer angekündigten Verbrennung eines Korans und einer Bibel in Stockholm.

Schweden Protestaktion mit Tora-Verbrennung abgesagt

Stand: 15.07.2023 19:03 Uhr

Vor der israelischen Botschaft in Stockholm sollten eine Tora und eine Bibel verbrannt werden - offenbar als Reaktion auf eine Koran-Verbrennung Ende Juni. Am Ende fand die von der Polizei genehmigte Aktion aber nicht statt.

Bei einer Protestaktion in Stockholm hat ein Demonstrant darauf verzichtet, eine jüdische Tora zu verbrennen. Die Polizei bestätigte auf Anfrage entsprechende Medienberichte. Dem schwedischen Rundfunksender SVT zufolge warf der Mann vor der israelischen Botschaft ein Feuerzeug auf den Boden und erklärte, er habe nicht die Absicht gehabt, die Bücher zu verbrennen. Stattdessen wolle er als Muslim ein Zeichen für gegenseitigen Respekt setzen.

Die Ankündigung und Genehmigung seiner Protestaktion hatte vorab Schlagzeilen gemacht. Die Stockholmer Polizei hatte die Kundgebung bewilligt, bei der eine Tora und eine Bibel hätten verbrannt werden sollen.

Der Protest sollte offenbar eine Reaktion auf eine Koranverbrennung vor einer Stockholmer Moschee Ende Juni sein. Ziel sei es gewesen, so der Antragsteller, "die schwedische Heuchelei zu entlarven". Die Verbrennung der Heiligen Schrift des Islam hatte unter Muslimen sowohl im Ausland als auch innerhalb Schwedens zu Ärger und Protesten geführt.

Debatte über Meinungsfreiheit

Die angekündigte Protestaktion des Mannes in Stockholm hatte wiederum in Israel für Empörung gesorgt. Israels Außenminister Eli Cohen hatte die schwedischen Behörden eindringlich aufgefordert, eine Verbrennung zu verhindern. "Die Verunstaltung heiliger Texte zuzulassen, ist keine Ausübung der Meinungsfreiheit, sondern eine offensichtliche Aufstachelung und ein Akt puren Hasses", teilte Israels Präsident Izchak Herzog am Freitag mit.

"Als Präsident des Staates Israel habe ich die Verbrennung des Koran verurteilt, der den Muslimen auf der ganzen Welt heilig ist, und es bricht mir jetzt das Herz, dass das gleiche Schicksal einer jüdischen Bibel, dem ewigen Buch des jüdischen Volkes, bevorsteht", so Herzog. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu schrieb auf Twitter: "Der Staat Israel nimmt diese beschämende Entscheidung, die dem Allerheiligsten des jüdischen Volkes schadet, sehr ernst."

Polizeisprecherin Carina Skagerlind hatte der Nachrichtenagentur AFP im Vorfeld der Aktion erklärt, die Genehmigung beziehe sich nicht auf einen offiziellen Antrag, öffentlich die Tora und die Bibel verbrennen zu dürfen. Vielmehr habe die Polizei eine Versammlung genehmigt, bei der eine "Meinung" zum Ausdruck gebracht werden solle. Dies sei "ein wichtiger Unterschied".

 

Iraker verbrannte Koran

Ende Juni hatten die schwedischen Behörden eine Aktion eines nach Schweden geflüchteten Irakers genehmigt, die in der muslimischen Welt heftige Proteste auslöste. Der 37-jährige Salwan Momika trat am ersten Tag des islamischen Opferfestes vor der Hauptmoschee in Stockholm mehrmals auf ein Exemplar des Koran und schwenkte dabei die schwedische Fahne. Danach steckte er Schinkenstreifen, die Muslimen als unrein gelten, in das Buch und verbrannte einige Seiten daraus.

Ihre Genehmigung dieser Aktion hatte die Polizei mit der Meinungsfreiheit begründet. Später leitete sie aber Ermittlungen wegen "Hetze gegen eine ethnische Gruppe" ein, da Momika die Verbrennung so nahe an der Moschee ausgeführt habe. Der Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate und Marokko bestellten die schwedischen Botschafter ein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. Juli 2023 um 17:00 Uhr.