Polizeibeamte in La Grande-Motte, Frankreich

Südfrankreich Festnahme nach Explosion vor französischer Synagoge

Stand: 25.08.2024 02:16 Uhr

Nach einem Anschlag auf eine Synagoge in Südfrankreich hat die Polizei einen Tatverdächtigen festgenommen. Die Behörden gehen von einem Anschlag aus, die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt.

Im Fall der Explosion vor einer Synagoge im Süden Frankreichs ist der mutmaßliche Täter festgenommen worden. Das teilte der geschäftsführende Innenminister Gérald Darmanin in der Nacht auf X mit. Der Verdächtige habe vor der Festnahme Schüsse abgegeben, erklärte die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft. Die Einsatzkräfte schossen demnach zurück und verletzten ihn im Gesicht.

Verdächtiger in Nîmes festgenommen

Knapp 200 Polizisten und Gendarmen hatten stundenlang nach dem mutmaßlichen Täter gesucht. Es gab mehrere Durchsuchungen, bis er schließlich in Nîmes gefasst wurde, das rund 40 Kilometer vom Anschlagsort La Grande-Motte entfernt liegt. Auch zwei Personen aus dem Umfeld des Mannes kamen in Polizeigewahrsam.

Am Samstagmorgen waren zwei Türen der Synagoge in La Grande-Motte bei Montpellier in Brand gesetzt worden. Auch zwei Autos vor dem Gebäude gingen in Flammen auf. In einem der Fahrzeuge explodierte eine Gasflasche. Dabei wurde ein Polizist leicht verletzt. Die fünf Menschen, die zum Zeitpunkt in der Synagoge waren, blieben unverletzt.

Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt zu versuchter Tötung mit Terrorismus-Bezug, Bildung einer terroristischen Vereinigung und Zerstörung mit gefährlichen Mitteln. "Die ersten Ermittlungen deuten darauf hin, dass der Täter Träger einer palästinensischen Flagge und einer Waffe gewesen ist", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Überprüft werde auch, wie der mutmaßliche Täter die Tat vorbereitete und wie er floh.

"Absolutem Drama entgangen"

Frankreichs amtierender Premierminister Gabriel Attal und Innenminister Darmanin waren noch am Nachmittag zum Anschlagsort gereist. Attal verurteilte die Tat als antisemitisch motiviert. "Wir können davon ausgehen, dass wir einem absoluten Drama entgangen sind", meinte der Premier. Der Täter sei nach ersten Erkenntnissen sehr entschlossen gewesen, führte Attal aus. Wäre die Synagoge zum Tatzeitpunkt gefüllt gewesen und wären Menschen nach draußen gekommen, hätte es vermutlich Tote gegeben, so Attal. Die Tat sei empörend.

Der Premier verwies auch auf die steigende Zahl antisemitisch motivierter Übergriffe in Frankreich. Präsident Emmanuel Macron schrieb auf X: "Der Kampf gegen den Antisemitismus ist ein fortlaufender Kampf, der Kampf der vereinten Nation."

Als Reaktion auf den Anschlag fuhr Frankreich die Präsenz von Sicherheitskräften vor jüdischen Gotteshäusern im Land hoch. Nach Worten des Vorsitzenden des Dachverbands jüdischer Organisationen in Frankreich, Yonathan Arfi, ereignete sich die Explosion zu einem Zeitpunkt, als die Ankunft von Gläubigen an der Synagoge erwartet werden konnte. Es handle sich nicht nur um einen Angriff auf ein Gotteshaus, sondern den Versuch, Juden umzubringen.

Antisemitisch motivierte Straftaten haben in Frankreich nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Beginn des Gaza-Kriegs deutlich zugenommen. Nach Angaben des jüdischen Dachverbands Crif hat sich die Zahl solcher Taten innerhalb eines Jahres von 436 auf knapp 1.700 nahezu vervierfacht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 24. August 2024 um 14:00 Uhr.