Emmanuel Macron und Anne Hidalgo nehmen an der Gedenkfeier anlässlich des zehnjährigen Jahrestags des Charlie-Hebdo-Anschlags teil

Zehn Jahre nach Charlie-Hebdo-Anschlag Frankreich gedenkt der Terroropfer

Stand: 07.01.2025 12:54 Uhr

Der islamistische Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo hat Frankreich für immer verändert. Am zehnten Jahrestag gedenkt das Land heute der zwölf Opfer des Angriffs. Der Innenminister warnt, die Terrorgefahr sei weiter hoch.

Mit einer Gedenkveranstaltung hat Frankreich an den Terroranschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo vor zehn Jahren erinnert. Am Ort des Anschlags wurden zunächst die Namen der zwölf Menschen verlesen, die am 7. Januar 2015 getötet wurden, darunter einige der beliebtesten Karikaturisten Frankreichs.

Friederike Hofmann, ARD Paris, zum Gedenken an das Satiremagazin Charlie Hebdo zehn Jahre nach dem Anschlag

tagesschau24, 07.01.2025 17:00 Uhr

Nach einer Schweigeminute und der Marseillaise, der Nationalhymne, wurde unter der Leitung von Präsident Emmanuel Macron und der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo vor dem ehemaligen Redaktionssitz von Charlie Hebdo ein Gedenkkranz für die Opfer niedergelegt. Die Angehörigen hatten sich gegen eine Ansprache des Präsidenten ausgesprochen.

Massaker in der Redaktion

Bei dem Anschlag waren zwei Brüder, die sich zum Terrornetzwerk Al-Kaida bekannten, in die Redaktion eingedrungen und hatten ein Massaker verübt. Sie bezeichneten ihre Tat als Vergeltung für die von Charlie Hebdo veröffentlichten Karikaturen des Propheten Mohammed, die in den Augen vieler Muslime eine Gotteslästerung sind.

Unter den zwölf Toten war auch ein Polizist, der auf der Straße erschossen wurde, als er eingreifen wollte. Es folgte eine Welle extremistischer Gewalt, die Frankreich zwang, seine Sicherheitspolitik und sein Engagement für die Meinungsfreiheit zu überdenken. Auch weltweit wurde heftig über die Grenzen der Meinungsfreiheit diskutiert.

In den darauffolgenden Tagen griff ein Attentäter eine Polizistin und einen koscheren Supermarkt in Paris an. Auch an diesen beiden Tatorten fanden Gedenkmomente statt. Insgesamt wurden bei den Angriffen 17 Menschen getötet. Die drei Täter wurden damals von Sicherheitskräften erschossen.

"Je suis Charlie"

In den Tagen nach dem Überfall auf Charlie Hebdo hatten Millionen Menschen ihre Solidarität bekundet und sich mit Schildern mit der Aufschrift "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie) zur Pressefreiheit und zum Widerstand gegen Extremismus bekannt.

Doch zehn Jahre später scheint diese Einmütigkeit zerbrochen. Französische Kommentatoren schreiben, jüngere Generationen blickten zunehmend kritisch auf Satire, die sie als spalterisch oder unsensibel empfinden, insbesondere gegenüber marginalisierten Gruppen.

Charlie Hebdo selbst gab sich ungerührt. Die Ausgabe zum 10. Jahrestag des Anschlags zeigt auf dem Titelblatt unter Überschrift "Unzerstörbar" eine Karikatur eines Lesers, der auf einem Sturmgewehr sitzt. In einem Leitartikel verteidigte Direktor Laurent Sourisseau die Macht der Satire. "Wenn Du lachen willst, heißt das, dass Du leben willst", schrieb er.

Innenminister warnt vor islamistischer Bedrohung

Innenminister Bruno Retailleau sagte, Frankreich habe seit den Anschlägen erheblich aufgerüstet, aber die Bedrohung islamistischer Angriffe sei immer noch präsent - wenn auch in veränderter Form. "Sie kommt jetzt hauptsächlich von innen - junge Menschen, die sich über soziale Medien radikalisieren", sagte er dem Sender RTL.

"Allein im vergangenen Jahr haben unsere Dienste neun Anschläge vereitelt, die höchste Zahl seit 2017." Die jüngsten Anschläge auf öffentliche Versammlungen in Magdeburg und New Orleans seien eine düstere Erinnerung daran, dass auch Frankreich ein "sehr hohes Maß an Vorsicht" walten lassen müsse.

Scholz: Angriff auf Freiheit und Demokratie

Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich bei X zu Charlie Hebdo, nannte die Tat einen "barbarischen Angriff" und gedachte der Opfer. "Wir fühlen heute wie damals mit unseren französischen Freunden. Der Angriff galt unseren gemeinsamen Werten von Freiheit und Demokratie - das akzeptieren wir niemals."

Carolin Dylla, ARD Parid, tagesschau, 07.01.2025 17:33 Uhr