WHO-Pressekonferenz

"Tief besorgt" WHO spricht von Corona-Pandemie

Stand: 11.03.2020 19:40 Uhr

Die Weltgesundheitsorganisation betrachtet die Corona-Krise nun als Pandemie. Man sei "tief besorgt". Kanzlerin Merkel appelliert an die Bürger, sich solidarisch zu zeigen, um das Virus einzudämmen.

Die Weltgesundheitsorganisation stuft den Ausbruch des Corona-Erregers nun als Pandemie ein. Das Ausmaß der neuen Erkrankungen und der neuen Todesfälle in den vergangenen zwei Wochen weltweit habe zu dieser Entscheidung geführt, erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Eine Pandemie ist laut WHO ein weltweiter Ausbruch einer neuen Krankheit.

Bisher mehr als 4000 Tote

Inzwischen seien in 114 Ländern Erkrankungen von Covid-19 erfasst worden, sagte der Generaldirektor. Nach WHO-Angaben sind rund 118.000 Menschen mit dem Erreger infiziert. Mehr als 4000 Menschen seien gestorben, erklärte die Organisation. In Krankenhäusern kämpften viele weitere Patienten um ihr Leben. Es sei damit zu rechnen, dass die Zahlen weiter steigen.

"Wir sind tief besorgt sowohl wegen der alarmierenden Grade von Ausbreitung und Schwere als auch wegen der alarmierenden Grade von Untätigkeit", sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus. Allerdings ändere die neue Beschreibung nichts an den Maßnahmen der Organisation, sagte der Leiter des WHO-Notprogramms, Mike Ryan.

Merkel appelliert an Bürger

Angesichts der steigenden Zahl von Infektionen rief Kanzlerin Angela Merkel alle Bürger zur Solidarität auf. Mit Blick auf besonders gefährdete ältere und chronisch kranke Menschen sagte sie: "Da sind unsere Solidarität, unsere Vernunft, unser Herz füreinander schon auf eine Probe gestellt, von der ich mir wünsche, dass wir diese Probe auch bestehen."

Es sei die zentrale Aufgabe, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, so Merkel. "Es ist eben nicht egal, was wir tun, es ist nicht vergeblich, es ist nicht umsonst." Es gehe um das Gewinnen von Zeit, um das Gesundheitswesen nicht zu überlasten.

"Schwarze Null" könnte fallen

Die Kanzlerin sprach von einer außergewöhnlichen Lage. Man werde dann am Ende schauen, was das für den Haushalt bedeute. Sie stellte damit eine mögliche Lockerung der "Schwarzen Null" in Aussicht - also des Prinzips, im Bundesetat ohne Neuverschuldung auszukommen. Wichtig seien Liquiditätszusagen etwa an kleine und mittlere Firmen.

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, bekräftigte, Deutschland stehe erst am Anfang des Ausbruchs. Das RKI stufte das Elsass und Lothringen sowie die Region Champagne-Ardenne als Coronavirus-Risikogebiete ein. Das sind Gegenden, in denen eine fortgesetzte Virus-Übertragung von Mensch zu Mensch vermutet werden kann. Dazu gehören zudem ganz Italien, der Iran sowie Gegenden in China und Südkorea.

Maßnahmen auch im Bundestag

Der Bundestag wird wegen der Epidemie in dieser Sitzungswoche auf namentliche Abstimmungen verzichten. Dabei werden Stimmkarten in eine Art Urne geworfen, was regelmäßig zu großen Menschentrauben an diesen Boxen führt. Dabei sei das Infektionsrisiko zu groß, hieß es zur Begründung des Verzichts.

Die FDP-Fraktion erklärte, einer ihrer Bundestagsabgeordneten sei infiziert. Die Mitarbeiter des Betroffenen hätten sich freiwillig in häusliche Quarantäne begeben; derzeit würden weitere Kontaktpersonen identifiziert.

Hilfen für Kulturschaffende

Kulturstaatsministerin Monika Grütters will Künstler und Kultureinrichtungen bei den Folgen des Coronavirus unterstützen. "Wir müssen auf unverschuldete Härten und Notlagen reagieren und sie ausgleichen", sagte sie. Absagen von Kulturveranstaltungen und spürbarer Besucherrückgang könnten "gerade kleinere Einrichtungen und freie Künstlerinnen und Künstler in erhebliche Bedrängnis" bringen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 11. März 2020 um 20:00 Uhr.