Davos

Aushang eines Bergrestaurants Antisemitismus-Verdacht im Schweizer Skiort Davos

Stand: 12.02.2024 16:49 Uhr

Ein Bergrestaurant im Schweizer Skiort Davos soll mit einem Aushang angekündigt haben, keine Ski oder Schlitten mehr an Jüdinnen und Juden verleihen zu wollen. Die Kantonspolizei leitete Ermittlungen ein.

Die Schweizer Polizei hat Ermittlungen wegen möglicher Diskriminierung von Juden durch ein Bergrestaurant in Davos aufgenommen. Eine Privatperson habe die Behörden am Sonntag auf einen Aushang an dem Restaurant hingewiesen, sagte der Sprecher der Polizei Graubünden, Roman Rüegg. Der Zettel wurde in Augenschein genommen, es werde nun ermittelt, ob der Tatbestand Diskriminierung oder Aufruf zu Hass erfüllt sei. 

Jehuda Spielman, ein Gemeinderat aus Zürich, veröffentlichte auf der Plattform X ein Foto, das den ausgehängten Zettel des Bergrestaurants auf dem Berg Pischa, das auch Wintersportausrüstung verleiht, zeigen soll.

Auf dem Schild steht, dass der Laden keine Ausrüstung wie Schlitten und Skier mehr an "unsere jüdischen Brüder" verleihen werde. Es verwies auf eine Reihe "sehr ärgerlicher Vorfälle", darunter der angebliche "Diebstahl eines Schlittens" Die Botschaft wurde auf Hebräisch verfasst. Sie schien sich an israelische Juden zu richten.

Nach Spielmans Post hatten zahlreiche Schweizerische Medien über das Schild berichtet.

"Hat nichts mit Glaube oder Hautfarbe zu tun"

Das Bergrestaurant Pischa rechtfertigte sich in einem schriftlichen Statement. Probleme mit jüdischen Kundinnen und Kunden seien absolut kein Einzelfall, sondern tagtägliche Erfahrungen, schreiben sie einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" zufolge. Es gebe jüdische Gäste, die in Straßenschuhen Schlitten mieten wollten, diese dann aber auf der Piste stehen lassen würden und den Rettungsdienst alarmierten, obwohl sie nicht verletzt seien.

Die Betreiber erklärten, sie wollten das Risiko nicht mehr tragen, dass irgendwann einer dieser Gäste in einen schweren Unfall verwickelt werde und sie dafür zur Rechenschaft ziehe. "Wir wollen den täglichen Ärger nicht mehr und entscheiden uns darum, dass wir von unserem Recht Gebrauch machen, zu entscheiden, wer unser Eigentum mieten kann und wer nicht." Das habe gar nichts mit Glauben, Hautfarbe oder persönlichen Neigungen zu tun.

Jüdische Organisation will Strafanzeige stellen

Die Tourismusbehörde von Davos wollte die Angelegenheit bislang nicht kommentieren. Sie kündigte aber eine Reaktion an. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) zeigte sich entsetzt. Generalsekretär Jonathan Kreutner findet den Aushang laut einem Bericht des "Thuner Tagblatts" "schockierend und klar diskriminierend". Hier werde vom Verhalten Einzelner auf eine ganze Gruppe geschlossen. Nun will der SIG eine Strafanzeige wegen Verletzung der Strafnorm gegen Rassismus einreichen. "Solche Pauschalisierungen gehen zu weit", so Kreutner.

In Europa nimmt derzeit Antisemitismus zu, größtenteils im Zusammenhang mit den Kämpfen in Gaza. Der Krieg begann, als die militant-islamistische Hamas am 7. Oktober Israel angriff. SIG-Generalsekratär Kreutner beklagte, dass in Davos manche Menschen jüdische Gäste nicht gerne sähen. Der Chef der örtlichen Tourismusbehörde, Reto Branschi, soll in einer örtlichen Zeitung im vergangenen Jahr mit den Worten zitiert worden sein, dass jüdische Gäste Probleme damit hätten, sich an Regeln zu halten.

Kathrin Hondl, ARD Genf, tagesschau, 13.02.2024 05:49 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 13. Februar 2024 um 09:11 Uhr.