Drohnenangriff auf russische Hauptstadt "Und jetzt passiert es in Moskau"
Im Süden der russischen Hauptstadt Moskau hat es am Morgen Drohnenangriffe gegeben. Einige Wohnhäuser wurden leicht beschädigt. Russland wirft Kiew einen "Terroranschlag" vor.
In der Metro, an den Kaffee-Büdchen, am Arbeitsplatz - an diesem Morgen gibt es in Moskau nur ein Gesprächsthema: der frühmorgendliche Drohnenangriff. Bilder werden geteilt, Informationen ausgetauscht. Plötzlich ist sie da: die Sorge, dass es nun auch in Moskau losgehen könnte.
Beängstigend sei es, erzählen Anwohner eines betroffenen Viertels, abseits des Mikrofons. Alexandra, die auf einer Bank wartet, dass ihre Wohnung wieder freigegeben wird, spricht dagegen offen aus, was viele denken:
Es schien immer, als ob das alles irgendwo weit weg passiert. Und jetzt ist es Moskau.
Verteidigungsministerium: Fünf Drohnen abgeschossen
Sie sei durch die Explosionen geweckt worden, erzählt eine andere Augenzeugin im Moskauer Fernsehkanal TWZ. "Um Viertel nach vier gab es einen heftigen Knall. Wir schauten aus dem Fenster - und sahen eine rundliche Wolke. Wir haben im Grunde sofort verstanden, was es ist. Es schoss uns sofort durch den Kopf. Wir rannten sofort raus und sahen, was wir sahen", so die Frau.
Beschädigte Fassaden und zersplitterte Fenster: Die Schäden an den Wohnhäusern seien vergleichsweise gering. Es sei niemand ernsthaft verletzt worden, so Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Acht Drohnen seien bei dem Angriff benutzt worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Drei seien von ihrer ursprünglichen Flugbahn abgelenkt worden. Fünf habe man abgeschossen. Die Flugabwehrsysteme, so die Botschaft, hätten gut funktioniert.
Russland baut Luftabwehr aus
In den vergangenen Monaten sind nicht nur auf Dächern von Gebäuden, wie zum Beispiel des Verteidigungsministeriums, Luftverteidigungssysteme installiert worden, sondern auch an anderen zentralen Stellen in Moskau. Gut sichtbar, fast schon demonstrativ.
Der Gouverneur des Gebiets Moskau, Andrej Worobjow, rief die Bürgerinnen und Bürger am Morgen auf, Ruhe zu bewahren. Das Ermittlungskomitee habe bereits seine Arbeit aufgenommen, so Sprecherin Swetlana Petrenko: "Vor Ort sind die Rettungsdienste der Stadt, Ermittler, Forensiker und Experten der Hauptabteilung des Ermittlungskomitees für die Stadt Moskau im Einsatz. Die an der Straftat beteiligten Personen werden identifiziert werden", so Petrenko.
Russische Ermittler untersuchen Wrackteile einer Drohne im Süden Moskaus.
Moskau macht Kiew verantwortlich
Wer hinter dem Angriff steckt, ist für das russische Verteidigungsministerium längst klar: Es sei ein Terroranschlag, für den Kiew verantwortlich sei.
Ein Vorwurf, den der ukrainische Präsidentenberater in einer YouTube-Sendung nicht ohne Seitenhieb zurückwies. Noch immer gebe es Leute, die aus irgendeinem Grund glaubten, es sei möglich, einen anderen Staat ungestraft zerstören zu können, so Mychajlo Podoljak in der Frühstücks-Show des russischen Journalisten Pluschtschew. "Was in Russland wächst, ist die Karma-Zahlung. Russland wird nach und nach einen höheren Preis für alles zahlen, was es in der Ukraine tut."
Massive Luftangriffe auf Kiew
Kiew leidet seit Tagen unter heftigen russischen Drohnenangriffen. Im Großraum Moskau waren von der morgendlichen Drohnenattacke in erster Linie der Süden und der Südwesten betroffen. Hier gibt es viele als elitär geltende Wohnviertel. Auch Putins Residenz liegt hier.
Anders als bei dem nächtlichen Drohnenangriff auf den Kreml vor einigen Wochen, der noch immer viele Fragen aufwirft, gibt es nun erstmals sichtbare Schäden an Wohnhäusern der Hauptstadt. Wrackteile von Drohnen werden weggeräumt. Es sind Bilder, die nicht für Panik, aber für Verunsicherung sorgen.