Brüsseler Initiative EU-weit begleitetes Fahren ab 17 Jahren geplant
In der gesamten Europäischen Union soll künftig begleitetes Autofahren ab 17 Jahren erlaubt sein. Die Initiative ist Teil eines nun vorgestellten Maßnahmenpakets der EU-Kommission. Die Behörde will zudem den Führerschein digitalisieren.
Die Europäische Kommission will die Anzahl der Verkehrsunfälle in der EU verringern und schlägt dafür begleitetes Autofahren für alle ab 17 Jahren vor: Wie es in Deutschland und Österreich bereits möglich ist, sieht der Plan der EU-Kommission nun vor, dass Jugendliche bereits mit 17 Jahren ihren Führerschein machen und bis zur Volljährigkeit in Begleitung fahren dürfen.
Studien hätten gezeigt, dass "mangelnde Fahrpraxis mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einhergeht, in Verkehrsunfälle und schwere Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung verwickelt zu werden", erklärte die Kommission. Sie verfolgt im Straßenverkehr die "Vision Zero" - bis 2050 soll das Ziel erreicht werden, keine Todesfälle mehr auf Straßen in der Europäischen Union zu haben. Im vergangenen Jahr waren es noch gut 20.000 Todesopfer.
Als weitere Maßnahme schlug die Kommission deshalb eine Null-Promille-Grenze für mindestens die ersten zwei Jahre nach Erhalt des Führerscheins vor.
Mehr Tempo bei der Verkehrssicherheit gefordert
Die EU müsse Tempo machen, wenn sie ihre bisher schon ambitionierten Ziele erreichen will, so Graziella Jost vom European Transport Safety Council, einem Gremium, das die Verkehrssicherheit überwacht: "Die Zahl der Verkehrstoten in der EU geht bei Weitem nicht schnell genug zurück, um das entscheidende erste Ziel zu erreichen - nämlich die Halbierung der Zahl der Todesfälle und Schwerverletzten bis 2030", erklärte sie.
Daher sei es sinnvoll, dass nun ein Schwerpunkt auf Fahranfänger gelegt werde. Diese machen laut Kommission zwar nur acht Prozent aller Fahrerinnen und Fahrer aus. Zwei von fünf tödlichen Unfällen betreffen aber eine Fahrerin oder einen Beifahrer unter 30 Jahren.
Begleitetes Fahren ab 17 Jahren auch für Lkw
Das europaweite Fahren ab 17 Jahren in Begleitung soll nach Vorstellung der Kommission neben dem Führerschein der Kategorie B auch für die Kategorie C zum Fahren von Lkw eingeführt werden. Dies mache einen Beruf im Transportbereich eventuell attraktiver für junge Menschen, hieß es.
Wenn Autofahrer in einem anderen EU-Land Verkehrsdelikte begehen, sollen sie zudem durch mehr Befugnisse für Behörden einfacher belangt werden und sich nicht vor einer Strafe drücken können. Nach Angaben der Kommission wurde im Jahr 2019 bei rund 40 Prozent der grenzüberschreitenden Verstöße der Täter nicht ermittelt oder die Strafe nicht bezahlt.
EU-Kommission schlägt digitalen Führerschein vor
Und noch eine weitere Neuerung plant die EU-Kommission: Autofahrer sollen ihren Führerschein bei Verkehrskontrollen oder der Autovermietung künftig auf dem Handy vorzeigen können.
"In nicht allzu ferner Zukunft wird Ihr Führerschein auf Ihrem Handy oder einem anderen digitalen Gerät gespeichert sein", sagte die zuständige EU-Kommissarin Adina Valean. Damit werde "das kleine Stück Plastik der Vergangenheit angehören". Man werde die Fahrerlaubnis jedoch weiterhin in Kartenform beantragen können.
Immer wieder Diskussion um digitalen Führerschein
Ziel des Vorschlags der EU-Kommission, über den EU-Staaten und Europaparlament nun genauso verhandeln wie den Rest des vorgelegten Maßnahmenpakets, ist es unter anderem, Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Digitale Führerscheine sollen demnach einfacher ersetzt, erneuert oder umgetauscht werden können.
In der Vergangenheit wurde in Deutschland immer wieder über den digitalen Führerschein diskutiert - bisher ohne Erfolg. 2021 wurde eine von der damaligen schwarz-roten Bundesregierung beauftragte App nach nur einer Woche wieder zurückgezogen. Zuvor hatten Expertinnen und Experten auf mögliche Sicherheitslücken in der App hingewiesen.