Wegen Teilmobilmachung Proteste in Russland - Hunderte Festnahmen
Behörden hatten es untersagt - trotzdem sind in mehr als 35 russischen Städten Menschen gegen die geplante Teilmobilmachung auf die Straße gegangen. Laut Bürgerrechtlern wurden Hunderte festgenommen - und die Zahlen steigen stündlich.
Bei Demonstrationen gegen die von Kremlchef Wladimir Putin angeordnete Teilmobilmachung sind in Russland Hunderte Menschen festgenommen worden. Die russische Menschenrechtsorganisation OVD-Info, die unter anderem politisch Verfolgte juristisch unterstützt, berichtet von Demonstrationen in mehr als 35 Städten.
Die Zahl der Festnahmen, die OVD-Info meldet, ist in den vergangenen Stunden laufend gestiegen. In jüngsten Meldungen ist von mehr als 1050 die Rede. Auch Reporter internationaler Nachrichtenagenturen, die vor Ort sind, berichten von Festnahmen in den beiden größten Städten des Landes - Moskau und St. Petersburg.
Dort gab es auch die größten Kundgebungen. In Moskau forderten die Menschen in Sprechchören ein "Russland ohne Putin". In Tomsk und Irkutsk in Sibirien, in Jekaterinburg am Ural und an anderen Orten gingen vereinzelt Menschen auf die Straße.
Am Mittwochmorgen hatte Präsident Putin bei einer Ansprache im Fernsehen die Teilmobilmachung von Russlands Streitkräften befohlen. Insgesamt 300.000 Reservisten sollen zum Kampf gegen die Ukraine eingezogen werden. Hintergrund dürften personelle Schwierigkeiten Russlands bei dem am 24. Februar begonnenen Angriffskrieg sein.
Im Vorfeld mit bis zu 15 Jahren Haft gedroht
Auf welches Ausmaß die Proteste anwachsen, ist schwer zu sagen - auch angesichts massiver staatlicher Repressionen in Russland. In Moskau etwa warnten die Behörden noch vor Beginn einer geplanten Demonstration nachdrücklich vor einer Teilnahme: Die Staatsanwaltschaft drohte den Menschen mit bis zu 15 Jahren Haft.
Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine vor knapp sieben Monaten geht die russische Staatsmacht unter anderem mit verschärften Gesetzen hart gegen Oppositionelle und Kriegsgegner vor. Gerichte verhängten wegen sogenannter Diskreditierung der russischen Streitkräfte Geld- und Haftstrafen.