Brennendes Frachtschiff Sorge vor Umweltkatastrophe in der Nordsee
Das Frachtschiff vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland brennt weiter. Die Küstenwache stellt sich auf mehrere Szenarien ein - auch auf ein Sinken. Die Sorge vor einer Umweltkatastrophe wächst.
Ein mit 3000 Autos beladenes Frachtschiff vor der niederländischen Küste steht nach offiziellen Angaben nach wie vor in Flammen und hat Schlagseite. Man stelle sich auf alle Szenarien ein, teilte die Küstenwache mit. Das schließe die Möglichkeit ein, dass das 199 Meter lange Schiff sinke.
Die "Fremantle Highway" ist mit knapp 3000 Autos beladen und war unterwegs von Bremerhaven nach Ägypten, als gegen Mitternacht rund 27 Kilometer nördlich der Wattenmeerinsel Ameland das Feuer ausbrach. Möglicherweise entstand der Brand bei einem der 25 elektrischen Autos. Das Feuer hatte sich so schnell ausgebreitet, dass sieben Besatzungsmitglieder von Bord springen mussten. Die übrigen wurden mit Hubschraubern gerettet. Ein Mensch starb, mehrere wurden verletzt. Nach Angaben der Küstenwache befindet sich niemand in Lebensgefahr.
Tobias Reckmann, ARD Brüssel, per Schleppseil gesicherter Auto-Frachter in der Nordsee brennt weiter
Wie der öffentlich-rechtliche Fernsehsender NOS berichtete, versuchten Rettungsschiffe am Vormittag weiterhin, den Brand zu löschen und gleichzeitig zu verhindern, dass der Frachter sinkt. Ein Schlepper habe inzwischen zumindest ein Kabel an dem 18.500 Tonnen schweren Frachtschiff befestigen können, um zu verhindern, dass es abdriftet und eine wichtige Schifffahrtsroute nach Deutschland blockiert, berichtete NOS.
Umweltschäden befürchtet
Ein Sinken des brennenden Frachtschiffs vor der Küste könnte nach Befürchtungen einer Umweltorganisation große Umweltschäden zur Folge haben. "Das könnte eine Umweltkatastrophe für die Nordsee und das Wattenmeer bedeuten", sagte ein Sprecher der Stiftung De Noordzee der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. Die Sorge ist, dass Treibstoff und die Ladung ins Meer und auf den Meeresboden gelangen könnten. Auch der Bürgermeister von Ameland, Leo Pieter Stoel, ist besorgt, dass Müll das Wattenmeer und die Küste der Inseln verseucht.
Auch an der deutschen Nordseeküste wächst die Sorge vor einer drohenden Ölkatastrophe. Ein Ölunfall könne eintreten, wenn der Autofrachter etwa infolge großer Hitze instabil werde und sinke, sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), Gerd-Christian Wagner, der Nachrichtenagentur dpa. "Insbesondere dann, wenn der Bunker betroffen ist und dann das Schweröl ausläuft."
Durch aktuell vorherrschende Westwinde könne ausgetretenes Öl im Katastrophenfall womöglich auch die Deutsche Bucht erreichen. Behörden in Deutschland sollten sich grundsätzlich auf so ein Szenario einstellen, sagte der SDN-Vorsitzende. Noch gebe es aber wenig Informationen zur Lage auf dem Frachter, sagte Wagner, der auch Bürgermeister der Stadt Varel in Friesland in Niedersachsen ist. "Wichtig ist, dass diese Havarie schnellstmöglich von den Behörden in den Griff bekommen wird."
Deutscher Notfallschlepper im Einsatz
Wegen des Großbrandes hat sich von Deutschland aus ein Notfallschlepper ins Einsatzgebiet begeben. Gegen 3 Uhr sei der Schlepper "Nordic" von Helgoland aus zur Einsatzstelle beordert worden, wie ein Sprecher des Havariekommandos mit Sitz in Cuxhaven sagte. Dieses hatte der niederländischen Küstenwache Unterstützung angeboten. Die Aufgaben des Schleppers, der inzwischen den Zielort erreicht habe, seien noch unklar.