Ein TGV der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF

Anschläge auf französisches Schienennetz Regierung vermutet Linksextreme als Täter

Stand: 29.07.2024 11:30 Uhr

Nach den Brandanschlägen auf das französische Bahnnetz geht die Regierung von linksextremen Tätern aus. Beschädigte Glasfasernetze sorgen nun für neue Aufregung. Ob es einen Zusammenhang gibt, ist aber unklar.

Die Anschläge auf das Bahnnetz könnten nach Angaben der Regierung in Paris auf das Konto Linksextremer gehen. "Wir haben die Profile mehrerer Personen identifiziert", sagte Innenminister Gérald Darmanin dem Sender France 2 TV. Diese Personen könnten die vorsätzlichen und "sehr gezielten Sabotagen" vorgenommen haben, so Darmanin.

Die Vorgehensweise deute auf Extremisten von Linksaußen hin, ergänzte er, ohne seine Aussage weiter auszuführen. Ob die Täter Unterstützung von Menschen innerhalb des staatlichen Bahnbetreibers SNCF hatten, könne man noch nicht sagen, sagte Darmanin.

Bericht über mögliches Bekennerschreiben

Die Zeitung Le Parisien hatte zuvor berichtet, dass ein Bekennerschreiben mit Bezügen zur Ultralinken an mehrere französische und internationale Medien geschickt worden war. Demnach bekennen sich die Täter in dem Schreiben zu den Brandanschlägen und deuteten als Motiv an, die Olympischen Spiele stören zu wollen. "Sie nennen es ein Fest? Wir sehen darin eine Feier des Nationalismus, eine gigantische Inszenierung der Unterwerfung der Bevölkerung durch die Staaten", zitierte Le Parisien aus dem Text.

Darmanin zufolge muss nun untersucht werden, ob das Schreiben authentisch ist oder sich möglicherweise Trittbrettfahrer die Taten zu eigen machen wollen. Die Spur werde aber als ernst eingestuft, denn die Bekenner-Mail sei über einen sicheren Domainnamen verschickt worden, der regelmäßig bei Ermittlungen in Frankreich gegen linke gewaltbereite Protestbewegungen gesichtet wurde, schrieb Le Parisien.

Züge sollen wieder normal fahren

Die Brandanschläge auf wichtige Punkte des französischen Schnellfahrnetzes hatten den Bahnverkehr kurz vor Start der Olympischen Spiele schwer gestört. Betroffen waren die Hochgeschwindigkeitsstrecken, die Paris mit dem Westen, Norden und Osten des Landes verbinden - auch die Routen nach Deutschland.

Der französische Verkehrsminister Patrice Vergriete sagte dem Radiosender RTL, alle Züge würden ab heute wieder normal fahren. Am Wochenende seien rund um die Uhr Reparaturen erfolgt, sodass die Schäden beseitigt werden konnten. Der Schaden für den staatlichen Bahnbetreiber SNCF werde beträchtlich sein. 100.000 Menschen seien von Zugstreichungen betroffen gewesen, 800.000 von Verzögerungen.

Offenbar "Sabotage" an Glasfasernetzen

Aus Polizeikreisen hieß es nun zudem, dass bei nächtlichen "Sabotageakten" Unbekannte die Glasfaserkabel von mehreren französischen Internet-Anbietern beschädigt hätten. Betroffen seien etwa die Anbieter Free und SFR.

Von den Beschädigungen seien sechs Départements im Südwesten, Osten und Norden des Landes betroffen - die Hauptstadt Paris, wo derzeit die Olympischen Spiele stattfinden, jedoch nicht.  Ob ein Zusammenhang zu den Anschlägen auf das Bahnnetz besteht, ist unklar.

Festnahme auf Bahngelände

Die Behörden in Frankreich sind nach den Brandanschlägen wachsam. Im nördlichen Département Seine-Maritime nahm die Polizei zuletzt eine Person auf einem Bahngelände fest. Allerdings stehe dies nicht im Zusammenhang mit den Ermittlungen nach den Brandanschlägen, hieß es von der ermittelnden Pariser Staatsanwaltschaft. Bei diesem Komplex habe es bisher keine Festnahme gegeben.

AFP zufolge hatte der Mann in seinem Fahrzeug Zugangsschlüssel zu technischen Räumlichkeiten des französischen Bahnbetreibers SNCF. Außerdem sei eine Beißzange und ein Universalschlüsselsatz gefunden worden. Auch habe er linksextreme Schriften im Auto gehabt, meldet AFP mit Verweis auf Polizeikreise.