Frankreich im WM-Finale Jubelfeiern - und nur wenige Festnahmen
Frankreich hat in der vergangenen Nacht den Einzug ins WM-Finale gefeiert. Dabei zeigten sich die Marokko-Fans als gute Verlierer: Landesweit gab es nur kleinere Vorfälle. Die Polizei nahm 150 Menschen fest.
Volksfestcharakter in Paris mit stundenlangen Hupkonzerten auf den Champs-Elysées: Aus den Autofenstern hingen französische Flaggen, aber auch marokkanische oder algerische Fahnen, manchmal sogar aus demselben Fahrzeug. Der Einzug Frankreichs in das WM-Finale wurde von Tausenden jungen Menschen ausgelassen gefeiert.
"Wir sind im Finale", so sangen es die Fans, die es mit Frankreich hielten. Aber auch die marokkanischen Anhänger waren überall in den Menschenmengen dabei. In den Bars der Hauptstadt, aber auch in Marseille oder Bordeaux saßen die Fans beider Teams teilweise zusammen in denselben Lokalen.
Anerkennung für Spieler aus Marokko
Im Laufe des Spiels spürten die Frankreich-Fans, dass es mit dem Finale klappen würde. In der Bar "La Cervoise" im Zentrum von Paris wurde ab der 76. Spielminute schon mal die Nationalhymne angestimmt: Wenige Minuten später fiel das 2:0 unter Ohren betäubendem Jubel. Das Spiel zwischen Frankreich und Marokko war entschieden, Frankreich im Finale.
Und dann strömten die Fans trotz Kälte sofort raus auf die Straßen von Paris. Alan aus Saint-Omer bei Lille war extra dafür in die Hauptstadt gekommen: "Wir sind vier Stunden Auto bis nach Paris gefahren, um das zu feiern. Unsere Freude ist riesig. Alles herrlich - ein tolles Spiel."
Etwas anders die Stimmung bei Reda, der sowohl die französische als auch die marokkonische Staatsangehörigkeit hat und etwas enttäuscht war: "Ein bisschen schon, weil wir gerne auch einen Stern auf dem Trikot bekommen hätten. Aber als Franzose hoffe ich, dass sie es jetzt schaffen. Ich feiere auch. Ich bin ein bisschen enttäuscht, aber das ist nicht schlimm."
Viele Franzosen hatten anerkennende Worte für die unterlegene marokkanische Nationalmannschaft übrig, so wie Pauline aus Paris: "Wir sind stolz auf sie, dass sie ins Halbfinale gekommen sind. Natürlich sind wir glücklich, dass Frankreich gewonnen hat. Aber wir bleiben in einem guten Geist des Spiels und des Sports."
Auf dem Champs-Elysées wurde kräftig gefeiert und geknallt.
150 Festnahmen - keine größeren Unruhen
Und so wurde auch auf den Champs-Elysées kräftig gefeiert, geknallt, und zeitweise wurde die Prachtmeile auch mal gestürmt. Es kam zu leichten Auseinandersetzungen mit den stark vertretenen Polizeikräften, die auch Tränengas einsetzten. Fünftausend Polizisten sicherten Paris und Umgebung. Genauso viele wurden im Rest Frankreichs vom Innenministerium in Stellung gebracht. Ein paar rechtsextreme Gruppierungen sorgten ebenfalls für kleinere Störungen.
Insgesamt gab es in der Nacht in Frankreich rund 150 Festnahmen und einen tödlichen Unfall in Montpellier. Aber sogar aus den Hotspots in Marseille, Nizza oder Lyon wurden keine größeren Unruhen gemeldet. Die Freude auf das Finale am Sonntag überwiegt.
Daumendrücken der Marokkaner
Und da drücken auch manche Marokkaner der französischen Nationalmannschaft die Daumen, so wie dieser Motorradfahrer, der in der Nacht auf den Champs-Elysés mit einer Marokko-Fahne auf dem Rücken unterwegs war: "Wir sind für Frankreich. Als Franko-Marokkaner hoffe ich, dass sie Argentinien schlagen werden."