Attacke im französischen Annecy Mann verletzt mehrere Kleinkinder mit Messer
Ein Mann hat in einem Park in Frankreich mehrere Menschen mit einem Messer verletzt. Die Polizei konnte den Angreifer festnehmen. Unter den Opfern sollen mehrere Kleinkinder sein - keines von ihnen älter als drei Jahre.
Bei einem Messerangriff in der französischen Alpenstadt Annecy hat ein Mann mehrere Menschen zum Teil lebensgefährlich verletzt, darunter auch Kleinkinder.
Zunächst hatten in Medien unterschiedliche Angaben kursiert, wie viele Opfer durch den Angriff verletzt wurden. Später bestätigte die Staatsanwältin der südostfranzösischen Stadt Annecy, Line Bonnet-Mathis, dass insgesamt vier Kinder und zwei Erwachsene verletzt worden seien. Der Staatsanwältin zufolge schwebten zuletzt fünf der sechs Opfer in Lebensgefahr - einschließlich der vier verletzten Kinder. Zuvor sprach Bonnet-Mathis von drei lebensgefährlich verletzten Personen.
Die Kinder seien zwischen 22 Monaten und drei Jahren alt, darunter ein britisches sowie ein niederländisches Kind. Die anderen beiden stammen aus Frankreich, sagte die Staatsanwältin weiter. Frühere Berichte über ein verletztes deutsches Kind hätten auf einer Verwechslung beruht.
Polizei nimmt Angreifer in Gewahrsam
Der Mann sei den Berichten zufolge gegen 9.45 Uhr mit einem Messer auf eine Gruppe Kinder in einem Park nahe dem Lac d'Annecy losgegangen. Zum Tatzeitpunkt sollen sich mehrere Kindergruppen in dem Park aufgehalten haben. Innenminister Gérald Darmanin erklärte auf Twitter, der Täter sei "dank der schnellen Reaktion der Sicherheitskräfte festgenommen worden". Bonnet-Mathis zufolge wurde der Angreifer leicht verletzt.
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes
Die Motive hinter dem Angriff sind laut Bonnet-Mathis noch unklar. Allerdings sei derzeit kein terroristischer Hintergrund zu vermuten. Auch über eine psychiatrische Behandlung des Täters sei nichts bekannt, unter Alkoholeinfluss habe er nicht gestanden. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen wegen versuchten Mordes aufgenommen.
Zuvor hatte die Polizei bereits die Identität des Mannes bestätigt. Der Täter habe sich selbst als Asylbewerber aus Syrien zu erkennen gegeben. Laut der Nachrichtenagentur AFP soll er vor seinem Aufenthalt in Frankreich rund zehn Jahre lang in Schweden gelebt haben. Auch Bonnet-Mathis gab an, dass der Angreifer schon in Schweden den Flüchtlingsstatus zugesprochen bekommen habe.
In Frankreich habe sich der Mann erst seit wenigen Monaten aufgehalten, hieß es von Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne. Er habe noch keinen festen Wohnsitz gehabt. Die "Le Monde" berichtete, der Täter habe im November 2022 auch in Frankreich Asyl beantragt. Der Antrag sei jedoch abgelehnt worden, da er schon in Schweden als Flüchtling anerkannt worden sei. Der negative Bescheid sei dem Täter erst vor wenigen Tagen zugestellt worden. Die Zeitung stützt ihre Angaben auf eine nicht namentlich genannte Quelle aus dem mit den Untersuchungen der Tat befassten Personenkreis.
Andere Medien berichteten, der Angreifer sei in Schweden verheiratet gewesen und Vater eines Sohnes. Das Paar soll sich demzufolge vor Kurzem getrennt haben.
Regierung zeigt sich bestürzt
Premierministerin Borne war nach dem Angriff zum Ort des Geschehens gereist. Sie sprach von einer "abscheulichen und unaussprechlichen Tat", hieß es bei "Le Monde". Das ganze Land stehe unter Schock. Ihre Gedanken seien bei den Opfern der Tat und deren Familien, sagte Borne weiter und sie sicherte den Betroffenen sowie den Bewohnerinnen und Bewohnern von Annecy die "Solidarität des gesamten Landes zu". Zudem betonte sie, die aufgenommenen Ermittlungen würden "Licht ins Dunkel bringen" und die Hintergründe der tat vollständig aufklären.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich entsetzt über den Angriff. Der Angriff sei absolut feige gewesen. "Unsere Gedanken begleiten sie und ihre Familien sowie die eingesetzten Rettungskräfte", so der französische Präsident. Das französische Parlament hielt eine Schweigeminute ab.
"Unmenschliche und verachtenswerte Tat"
Bundeskanzler Olaf Scholz teilte Macron in einem Schreiben seine Anteilnahme mit. "Deutschland ist schockiert über diese unmenschliche und verachtenswerte Tat", zitierte die Nachrichtenagentur dpa aus dem Schreiben. Bundesinnenministerin Faeser äußerte sich mit ähnlichen Worten auf Twitter und übersandte den Opfern schnelle Genesungswünsche.
Ebenso äußerte sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, die sich derzeit in Kolumbien aufhält, "zutiefst erschüttert" über den Angriff in Annecy. "Es gibt nichts Feigeres, als wehrlose kleine Kinder anzugreifen", so die Grünen-Politikerin.