Russisches Gericht U-Haft für US-Journalist Gershkovich bestätigt
Ein Gericht in Russland hat die Berufung des US-Reporters Gershkovich gegen eine Verlängerung seiner Untersuchungshaft abgewiesen. Damit muss er bis Ende August in Haft bleiben. Dem Journalisten wird Spionage vorgeworfen.
Russlands Justiz hat die verlängerte Untersuchungshaft für den wegen angeblicher Spionage festgenommenen US-Reporter Evan Gershkovich bestätigt. Ein Gericht in Moskau lehnte eine Beschwerde von Gershkovichs Anwälten ab, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete. Mit dem Urteil muss der wegen Spionage beschuldigte Journalist bis zum 30. August in Haft bleiben. Diesen Termin hatte im Mai ein Moskauer Gericht beschlossen.
Der 31-Jährige arbeitet für die US-Zeitung "Wall Street Journal". Das Blatt berichtete, Gershkovich habe kurz gelächelt, als er in dunklem T-Shirt und Jeans den Gerichtssaal betreten habe. Die Nachrichtenagentur AP berichtete wiederum, dass Gershkovich vor Beginn der Anhörung angespannt ausgesehen habe.
Andere Journalisten wurden aufgefordert, den Gerichtssaal zu verlassen. Die Anhörung fand hinter verschlossenen Türen statt. Vor Ort waren Gershkovichs Eltern und die US-Botschafterin in Russland, Lynne Tracy. Gershkovich zeige "weiter bemerkenswerte Stärke und Widerstandskraft unter diesen sehr schwierigen Umständen", sagte Tracy. Russlands Vizeaußenminister Sergej Rjabkow bestätigte, dass die USA erneut beantragt haben, konsularischen Zugang zu Gershkovich zu bekommen. "Das wird jetzt geprüft", sagte er.
Gershkovich drohen bis zu 20 Jahre Haft
Der Reporter war im März in der Millionenstadt Jekaterinburg im Ural vom Geheimdienst FSB festgenommen worden. Ihm wird zur Last gelegt, geheime Informationen über Russlands militär-industriellen Komplex für US-Stellen gesammelt zu haben. Das "Wall Street Journal" weist das zurück. Gershkovich sei mit einer offiziellen Akkreditierung seiner Arbeit nachgegangen. Auch die US-Regierung fordert die sofortige Freilassung des Korrespondenten.
Russlands Justiz hatte die Untersuchungshaft ursprünglich bis zum 29. Mai angesetzt, dann aber bis Ende August verlängert. Bei einer Verurteilung drohen dem US-Amerikaner mit russischen Wurzeln bis zu 20 Jahre Haft. Der Fall belastet die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Washington und Moskau weiter.
Gershkovich wird im Lefortowo-Gefängnis von Moskau festgehalten. Die Haftanstalt ist für harte Bedingungen für Häftlinge berüchtigt. Vertreter der US-Botschaft konnten ihn dort ein Mal besuchen. Zwei andere Anträge auf Besuchserlaubnis wurden abgelehnt.