Finanzgipfel in Paris Staatschefs wollen über Globalen Süden sprechen
Ärmeren Ländern bei der Bewältigung des Klimawandels helfen - das ist das Ziel des "Gipfels für einen neuen globalen Finanzpakt". Frankreichs Präsident Macron hat eingeladen, doch die Gäste fürchten, dass es bei freundlichen Worten bleibt.
Auf dem Trocadéro-Platz in Paris haben Umweltaktivisten ein großes Banner ausgerollt - mit einer klaren Botschaft: "Wer die Welt verschmutzt, soll dafür bezahlen." Mit dabei ist Mitzi Jonelle Tan. Sie ist 25 Jahre alt, lebt auf den Philippinen - und weiß, was es heißt, wenn einem das Wasser sprichwörtlich bis zum Hals steht.
In den letzten 20 Jahren hatten wir im weltweiten Vergleich die meisten Extremwetter-Ereignisse. Ich bin mit dem Klimawandel aufgewachsen - mit der Angst davor, in meinem Zimmer zu ertrinken. Ich habe gesehen, wie komplette Dörfer weggespült wurden.
Reiche Länder sollen Globalen Süden unterstützen
Dagegen sollen sich die Länder des Globalen Südens in Zukunft besser schützen können. Und es sei nur fair, wenn die reichen Länder nachdenken, wie sie dabei helfen können, findet die Ökonomin und Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Esther Duflo. Schließlich sei es der Wirtschafts- und Lebensstil der Länder des Globalen Nordens, der am meisten zum Klimawandel beitrage.
"Wenn wir also über die finanziellen Transferleistungen zwischen den Ländern des Nordens und dem Globalen Süden sprechen, dann geht es dabei aus meiner Sicht nicht mehr um Solidarität. Sondern schlicht um Gerechtigkeit", so Duflo.
Schulden ärmerer Länder bei Naturkatastrophen aussetzen
Zwei Tage lang soll es in Paris zum Beispiel darum gehen, das internationale Finanzsystem in diesem Sinne umzubauen. Umweltaktivistin Tan hat da genaue Vorstellungen: "Wenn es darum geht, die Verursacher des Klimawandels zu besteuern, dann muss dieses Geld am Ende bei lokalen Gemeinschaften und Initiativen landen", so Tan. In der Schuldenfrage müsse klar sein, dass Gelder zum Schutz gegen die Folgen des Klimawandels keine Hilfsgelder seien, sondern Reparationen.
Tatsächlich ist das eine der Ideen, die auf dem Tisch liegen: Schulden ärmerer Länder neu strukturieren - und Zahlungsverpflichtungen aussetzen, wenn sie mit klimabedingten Naturkatastrophen zu kämpfen haben. Außerdem soll über eine CO2-Steuer für die internationale Schifffahrt diskutiert werden.
Macron: "Glaubwürdigkeit der reichen Länder wiederherstellen"
Zum Gipfel eingeladen hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Wie so oft will Macron das ganz große Rad drehen und "internationale Solidarität neu denken", wie er es ausdrückt. Außerdem gehe es darum, Geld zu sammeln - für massive Investitionen in den Ländern, die es am nötigsten haben: "Für Gesundheitssysteme, Bildung, Nahrungsmittelsicherheit - und um die Glaubwürdigkeit der reichen Länder wiederherzustellen“, so der französische Präsident.
Die reichen Länder müssten dem Globalen Süden klarmachen, dass sie eine gerechtere Welt wollen, so Marcon. "Wir wollen die Folgen des Klimawandels nicht nur bei uns bekämpfen können, sondern auch bei ihnen."
Bruch in den Beziehungen verhindern
So hatte es Emmanuel Macron im Februar auf der Sicherheitskonferenz in München ausgedrückt, als er über den geplanten Gipfel sprach. Der hat für ihn auch eine sicherheitspolitische Dimension: Er soll einen möglichen, endgültigen Bruch mit den Ländern des Globalen Südens verhindern. Denn die seien dabei, sich andere Partner zu suchen, sagt auch Ökonomin Duflo.
"Einige Länder sind reicher geworden - zum Beispiel Indien oder China. Sie sind jetzt nicht nur in der Lage, für sich selbst zu sorgen, sondern können selbst Geld verleihen und Aktivitäten in anderen Ländern finanzieren. Dadurch gibt es eine Art Konkurrenzsituation: Die traditionelle Rolle Europas oder der USA als 'großer Bruder' hat heute weniger Bedeutung.
Umweltaktivisten fürchten: viele Versprechen, wenig Beschlüsse
Konkrete Beschlüsse sind allerdings nicht zu erwarten - das hatte der Élysée-Palast bereits im Vorfeld klargemacht. Der Gipfel solle vielmehr eine Plattform für den internationalen Austausch sein.
Das hatte Patience Nabukalu befürchtet. Die Umweltaktivistin ist aus Uganda angereist - und verspricht sich nicht allzu viel von der Konferenz. "Wenn man sich die Tagesordnung und die Gästeliste anschaut, dann setzen jetzt alle ein Lächeln auf und sagen, wie gut es ist, dass dieser Gipfel stattfindet. Aber am Ende wird es eine Konferenz wie alle anderen auch, zu der alle kommen und Versprechungen machen - und am Ende nichts davon umsetzen."
Laut dem Élysée-Palast sollen beim Gipfel auch Ideen gesammelt werden - die dann in Zukunft weiter diskutiert werden. Zum Beispiel auf der UN-Klima-Konferenz Ende des Jahres in Dubai.