Feuer auf Ferieninsel Rhodos Albtraum statt Traumurlaub
In Rhodos warten weiter viele Touristen darauf, ausgeflogen zu werden. Aus ihrem Traumurlaub haben die lodernden Flammen längst einen Albtraum gemacht. Hilfe kommt ausgerechnet von den Einheimischen, die selbst mit den Folgen der Feuer kämpfen.
Er ist einer der Helden im Hintergrund in diesen so schwierigen Tagen. Anastasios Konstantaros packt mit an in einer Sporthalle in Rhodos-Stadt. Touristinnen und Touristen sind auf ihrer Flucht vor dem Feuer hier gestrandet. Konstantaros, der im normalen Leben einen kleinen Betrieb für Bootstouren führt, ist einer von vielen Freiwilligen. "Wir sind seit drei Tagen schlaflos, fast alle hier", sagt er - und er sagt es lächelnd.
Die freiwilligen Helfer bringen Essen, richten Schlafgelegenheiten her und versuchen den durch die vergangenen Tage gezeichneten Urlaubern so gut wie möglich beizustehen. Grit Wicher aus Zwickau beispielsweise kann nicht vergessen, was sie in den vergangenen Tagen erlebt hat. "Wir haben das Feuer gesehen", sagt sie und der Schrecken ist ihr immer noch anzusehen. Sie könne da nicht mehr hin zurück, meint sie, "nicht mal in die Nähe. Das ist Wahnsinn."
"Es gibt nichts"
Zwei Tage nach der Ankunft, erzählt ihr Partner Jörg Heinzig, hätten sie eine Vorahnung bekommen - davon, dass der erhoffte Traumurlaub zum Albtraum werden könnte. "Am Freitag gab es schon Ascheregen abends", erzählt der Sachse. Seitdem hätten sie die Angst gehabt: "Was passiert jetzt?" Wie fast alle Urlauber, die in der Sporthalle auf ihre Rückreise warten, will Heinzig nur noch weg: "Ich will nach Hause, und das so schnell wie möglich."
Szenenwechsel, Flughafen von Rhodos. Hier haben Touristinnen und Touristen, die wegen des Feuers ihre Unterkunft verloren haben, ihr Lager auf dem Fußboden aufgeschlagen. Wie Mario Wiese aus Oberösterreich, der sich vom Reiseveranstalter in der Not alleine gelassen fühlt: "Wir liegen hier seit zwei Tagen. Es gibt keine Decken, nichts". Auch Kinder seien da, "die brauchen Milch oder irgendetwas. Aber es gibt nichts".
Bei diesen Worten schießen dem Mann die Tränen in die Augen. Es würde keine Informationen geben, ob man nach Hause fliegen könne. "Man muss sich um alles selber kümmern", sagt der Österreicher sichtlich verzweifelt.
Kritik an Reiseveranstaltern
Auch in der Sporthalle in Rhodos-Stadt sind viele Klagen über die Reiseveranstalter zu hören. Grit Wicher wurde mitgeteilt, eine vorzeitige Abreise gebe es nicht umsonst. 144 Euro Umbuchungsgebühren soll sie bezahlen, damit sie bereits am 27. Juli nach Hause zurückfliegen kann. "Ich verstehe das nicht", sagt sie, und auch ihr bricht die Stimme weg.
Halt und Hilfe geben den nervlich angeschlagenen Urlaubern die freiwilligen einheimischen Helfer. "Die griechischen Leute", sagt Grit Wicher, "die haben super geholfen". Ein dickes Lob, fügt sie hinzu, sie sei "sehr gerührt von dieser Menschlichkeit".
Griechische Gastfreundschaft auch in der Not
Ausgerechnet die Einheimischen als Tröster und Helfer in der Not. Einheimische, von denen viele mehr verloren haben als nur Urlaubstage und Urlaubskoffer. Die auf Rhodos immer noch lodernden Flammen zerstörten auch gestern im Landesinneren Häuser und Autos. Fast alle Einheimischen auf Rhodos leiden außerdem unter den jetzt absehbaren Einbußen im Tourismusgeschäft.
Trotzdem, sagt der Freiwillige Anastasios Konstantaros, sei es selbstverständlich zu helfen: "Wir denken nicht darüber nach, wir sind wirklich von Natur aus so. Wir habe diese Gastfreundschaft als Griechen und das beweisen wir auch, denke ich, auch jetzt".