Absperrungen stehen gegenüber der Altstadtkulisse auf den von der Elbe überfluteten Elbwiesen in Dresden.

Hochwasser in Europa Bangen - und etwas Entspannung

Stand: 17.09.2024 20:56 Uhr

In Deutschland ist die Hochwasserlage aktuell noch entspannt. Alle Augen richten sich nun auf die Pegelstände der Flüsse. In Österreich, Polen und Tschechien kämpfen die Menschen weiter gegen das Hochwasser an.

Viele Bundesländer in Deutschland beobachten mit Anspannung die Pegelstände der Flüsse. Fest steht: Das Hochwasser in den Nachbarländern wird den Osten Deutschlands treffen. Unklar ist, wie schlimm die Überschwemmungen werden.

Für Sachsen gab es eine vorsichtige Entwarnung. Das Bundesland werde aktuell "vergleichsweise glimpflich davonkommen", sagte der sächsische Umwelt- und Klimaminister Wolfram Günther. Die Pegelstände seien niedriger, als es zwischenzeitlich zu befürchten war. Allerdings gebe es noch keine völlige Entwarnung.

Der Pegelstand der Elbe in Sachsen steigt bereits seit Tagen. Am frühen Dienstagabend wurden am Pegel der Landeshauptstadt Dresden 5,90 Meter gemessen - normal sind 1,42 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter. 

Brandenburg - auf alles eingestellt

Auch Brandenburg rechnet mit Hochwasser. Die Flüsse Lausitzer Neiße, Elbe und Spree sind bereits über die Ufer getreten. Es gilt bislang Hochwasser-Alarmstufe 1 am Pegel der Spree in Spremberg, bei Klein Bademeusel und der Elbe-Stadt-Mühlberg, wie aus dem Hochwasserportal des Landes hervorgeht.

Bei der untersten Alarmstufe 1 von insgesamt vier Stufen beginnen Gewässer über die Ufer zu treten. Tiere und Maschinen sollen aus Überschwemmungsgebieten gebracht und Hochwasserschutzanlagen überprüft werden. Die Regionen treffen erste Vorkehrungen und Krisenstäbe tagten.

An der Oder kann die Lage in den nächsten Tagen noch ernster werden. Dort ist laut Landesamt für Umwelt ab Freitag die Alarmstufe 3 und später sogar 4 möglich - etwa am Sonntag bei Ratzdorf südlich von Frankfurt an der Oder. 

Etwas Entspannung in Österreich

Die Lage in Deutschlands Nachbarländern hingegen bleibt teils angespannt. In Österreich wurden im stark betroffenen Bundesland Niederösterreich weitere Orte evakuiert. 26 Dörfer waren am Dienstag immer noch von der Außenwelt abgeschnitten. Insgesamt rückte die österreichische Feuerwehr seit Freitag zu 33.000 Einsätzen aus. In einem überfluteten Haus entdeckten Feuerwehrleute ein weiteres Todesopfer. Damit sind in dem Land insgesamt fünf Menschen bei dem Hochwasser gestorben.

Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sagte, der nachlassende Regen habe "etwas Entspannung" gebracht. In vielen Regionen gingen die Pegel "Gott sei Dank" zurück. Das Ausmaß der Schäden sei aber "noch nicht abschätzbar".

Außerdem dürfen auf dem österreichischen Abschnitt der Donau bis auf Weiteres keine Schiffe fahren. Das gab das Ministerium für Klimaschutz und Mobilität bekannt. Seit dem vergangenen Hochwasser-Wochenende waren Teilstrecken des Flusses nach und nach gesperrt worden. Mittlerweile wurde schließlich auch die Schifffahrt im Grenzgebiet zu Bayern untersagt.

Schneeschmelze als Risiko für Donau-Schiffsverkehr

Wegen der Sperre sitzen derzeit rund 70 Güterschiffe und 70 Personenschiffe in Österreich fest. Die meisten Passagiere konnten bereits an Land gehen. Auch für den Schweizer Flusskreuzer "Thurgau Prestige" wurde eine Lösung gefunden. 102 Passagiere mussten in den vergangenen Tagen in Wien wegen Hochwassers an Bord bleiben. Nun können auch sie das Schiff verlassen, so das Ministerium.

Die Totalsperre der Donau ist in Kraft, weil die hohen Pegelstände nach Ende des Dauerregens nur langsam sinken. Durch die steigenden Temperaturen sei nun eine Schneeschmelze in den Bergen zu erwarten, hieß es aus dem Ministerium. Deshalb sei ein neuerlicher Anstieg der Donau zu befürchten. Wie lange das Fahrverbot gilt, ist laut den Behörden noch nicht abschätzbar.

In den kommenden Tagen erwarten die Meteorologen in Österreich nur noch einzelne Regenschauer. Gewarnt wird nun aber vor drohenden Erdrutschen, weil infolge der Überschwemmungen Erd- und Gesteinsmassen und ganze Berghänge ins Rutschen geraten könnten.

D. Böl, MDR, A. Tillack, ARD Wien, zur Hochwasserlage in Dresden und Österreich

tagesschau24, 17.09.2024 14:00 Uhr

Polen - Bürger in Nysa packen an

Im Südwesten Polens stehen immer noch ganze Landstriche unter Wasser. Nach den neuesten Prognosen wird erwartet, dass die Flutwelle in der Oder am Donnerstag oder Freitag Breslau erreichen wird.

In der Kleinstadt Nysa rund 90 Kilometer südlich von Breslau (Wroclaw) drohte ein Deich zu brechen. In der Nacht halfen viele Bewohner der Stadt den Einsatzkräften, die angegriffene Stelle im Deich mit Sandsäcken zu verstärken. "Auf dem Deich waren etwa 2.000 Menschen: Frauen, Männer, Kinder und Senioren", sagte Bürgermeister Kordian Kolbiarz dem Radiosender Rmf.fm. Diese hätten eine Menschenkette gebildet, um die Sandsäcke zu transportieren. Die Aktion hatte Erfolg - zumindest vorerst.

In den Hochwassergebieten sind nach Polizeiangaben zwei weitere Tote gefunden worden. Damit kamen bei den Überschwemmungen in Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien insgesamt 21 Menschen ums Leben.

Tschechien - an vielen Orten höchste Alarmstufe

In Tschechien gilt an zahlreichen Pegel-Messstationen immer noch die höchste Hochwasser-Alarmstufe. Im nordböhmischen Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) nahe der Grenze zu Sachsen wird die Scheitelwelle der Elbe am Mittwoch erwartet. In Südböhmen droht der rund sechs Quadratkilometer große Rosenberg-Fischteich überzulaufen, was die Lage entlang der Luznice (Lainsitz) dramatisch zuspitzen würde. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.

Rumänien: Beginn der Aufräumarbeiten

In den Überschwemmungsgebieten im Osten Rumäniens sind mittlerweile Aufräumarbeiten im Gange. Etwa 6.000 Häuser in zumeist abgelegenen Dörfern waren von den Fluten erfasst worden. Viele wurden völlig zerstört. Tausende Menschen haben all ihren Besitz verloren. Vielerorts muss Wasser abgepumpt und Schlamm beseitigt werden. 

Die Feuerwehrzentrale schickte aus dem ganzen Land 1.000 zusätzliche Helfer in die Region. Im Einsatz sind außerdem Hunderte Soldaten. Geplant ist zudem, dass Strafgefangene aus dem Hochsicherheitsgefängnis von Galati zum Helfen herangezogen werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 17. September 2024 um 15:00 Uhr.