Extreme Dürre erwartet Wassersparen am Gardasee
Ein extrem trockener Sommer 2022 und ein Winter ohne nennenswerte Niederschläge: Norditalien droht in diesem Jahr eine Rekorddürre. Die Gardasee-Gemeinden ergreifen so früh wie nie zuvor erste Maßnahmen.
Pierlucio Ceresa ist 55 Jahre alt, Generalsekretär des Verbands der Gardasee-Gemeinden und hat das noch nicht erlebt: Bereits im Februar, so früh wie noch nie im Jahr, müssen die Vertreter der Kommunen am Gardasee in einer Krisensitzung über das Thema Trockenheit beraten. Die Situation am größten See Italiens, sagt Ceresa, sei besorgniserregend: "In der aktuellen Situation des Gardasees registrieren wir ein Wasservolumen, das in der Vergangenheit nie so niedrig gewesen ist."
Auf Dürre-Sommer folgte Winter ohne Niederschläge
Als Reaktion auf das Rekordtief in diesem Winter haben die Gardasee-Verantwortlichen erste Sparmaßnahmen beschlossen. Die Wasserzufuhr für einige Kanäle wurde gedrosselt, in den Fluss Mincio geht nur das vorgeschriebene Minimum. Das sind die Ergebnisse der Krisensitzung in dieser Woche, in der gemeinsam mit Vertretern der Wasser-, Landwirtschafts- und Tourismuskonsortien beraten wurde. Das Problem sei, beklagt Ceresa, "dass es nicht regnet und nicht schneit. Wir haben einen der trockensten Sommer der Geschichte geerbt, und jetzt gibt in diesem Winter seit Monaten keine richtigen Niederschläge."
"Ab sofort so viel wie möglich Wasser sparen"
Aufgrund dieser Situation hätten sie am Gardasee sichergestellt, sagt der Repräsentant der anliegenden Gemeinden, "dass wir ab sofort so viel wie möglich Wasser sparen." Um im Frühjahr der Landwirtschaft in der Po-Ebene die Bewässerung zu ermöglichen und im Sommer die Wasserversorgung in den Gemeinden rund um den Gardasee zu gewährleisten - wenn hier in der Regel rund 27 Millionen Touristen ihren Urlaub verbringen.
Die derzeitige Phase des Jahres sei entscheidend für die Wassersituation in Norditalien im Sommer, meint auch der Meteorologe Mattia Gussoni vom italienischen Wetterportal ilmeteo.it: "Die Winter- und Frühjahrszeit ist absolut wichtig, weil sie als Zeit der Aufladung für die Wasserreserven in den Alpen gilt, die die Flüsse und Seen in Norditalien versorgen." Wenn Schnee im Winter fehle, erläutert Gussoni, "fehlt das Wasser, das in der Sommerzeit gebraucht wird".
Rekorddürre im Sommer erwartet
Nach dem extrem trockenen Winter des vergangenen Jahres, sagt der Meteorologe, gebe es auch in diesem Jahr im mittleren und westlichen Teil der Alpen rund ein Drittel weniger Schnee als üblich. Laut Gletscherkommission der Trentiner Alpinistengesellschaft ist im aktuellen Winter in den Alpen sogar 56 Prozent weniger Schnee gefallen, verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2021. Im kommenden Sommer drohe eine neue Rekorddürre.
Am Gardasee aber sind sie optimistisch, mit den bereits jetzt eingeleiteten Sparmaßnahmen die Probleme in Grenzen zu halten. Italiens größter See, sagt der Generalsekretär des Verbands der Gardasee-Gemeinden, profitiere vor allem von seiner bemerkenswerten Tiefe von durchschnittlich 136 Metern und dem damit entsprechend großen Wasservolumen. Mit Zweifel am Klimawandel darf den Verantwortlichen am Gardasee aber niemand kommen. Er sei überzeugt, meint Ceresa, "dass der Klimawandel ein Problem ist. Deswegen leiten wir die Maßnahmen ein, um der neuen Situation zu begegnen."
Während Ceresa über fehlenden winterlichen Niederschlag in den Alpen klagt, laufen im italienischen Fernsehen Bilder aus Sizilien. Dort werden mit Hilfe von Schneefräsen die Straßen am Ätna freigeräumt. Am sizilianischen Vulkan tief im Süden Italiens hat es in diesen Tagen massive Schneefälle gegeben.