Kehrtwende in Italien Anklage gegen Seenotretter vom Tisch
Sieben Jahre lang lief in Italien ein Verfahren gegen Seenotretter. Den Helfern - unter anderem auf dem deutschen Schiff "Iuventa" unterwegs - wurde vorgeworfen, mit Schleppern zusammenzuarbeiten. Nun können sie aufatmen.
Das Gericht in der Hafenstadt Trapani auf Sizilien kam zu dem Schluss, es fehle an Beweisen, um die Crews von insgesamt drei Rettungsschiffen schuldig zu sprechen. Darunter auch das Schiff "Iuventa" der deutschen Organisation "Jugend rettet".
Vor acht Jahren waren die Besatzungen ins Visier der damaligen Mitte-Links-Regierung geraten. Ihnen wurde vorgeworfen, sie würde mit Schleppern in Libyen zusammenarbeiten. Daraufhin war die "Iuventa" in Italien festgesetzt worden. Insgesamt 21 Seenotretter, unter anderem auch von der Organisation "Ärzte ohne Grenzen", mussten sich in einem langwierigen Gerichtsprozess verantworten. Ihnen drohte bis zu 20 Jahre Haft.
Eine "politische Farce"
"Jugend rettet" spricht heute auf der Plattform X von einem "längst überfälligen Eingeständnis der italienischen Justiz". Der Fall sei von Anfang an eine politische Farce gewesen. Im Zuge der Ermittlungen wurden humanitäre Helfer, Journalisten und Anwälte abgehört.
"Ärzte ohne Grenzen" erklärte, die Rettungsmaßnahmen sollten bewusst als kriminelle Handlungen dargestellt werden. Die Nichtregierungsorganisationen glauben, dass der Fall den Beginn einer öffentlichen Diffamierungskampagne gegen die zivile Seenotrettung markiert. Bereits im Februar hatte die zuständige Staatsanwaltschaft empfohlen, das Verfahren einzustellen.