"Kleiner Nick"-Zeichner Jean-Jacques Sempé gestorben
Der französische Zeichner Jean-Jacques Sempé ist tot. Das teilte sein Biograph mit. Sempé war mit seinen Illustrationen der Reihe "Der kleine Nick" weltberühmt geworden. Er wurde 89 Jahre alt.
Der mit seiner Serie "Der kleine Nick" berühmt gewordene französische Zeichner Jean-Jacques Sempé ist tot. Er starb im Alter von 89 Jahren nur wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf Sempés Biograph und Freund Marc Lecarpentier berichtete. Sempé sei in seinem Ferienort friedlich gestorben, "umgeben von seiner Frau und seinen engen Freunden", erklärte Lecarpentier. Auch Sempés Ehefrau bestätigte den Tod ihres Mannes.
International bekannt wurde Sempé insbesondere durch seine Illustration der Reihe "Der kleine Nick" - im Original "Le Petit Nicolas" - über eine Kindheit im Frankreich der 1950er-Jahre. Die Figur des kleinen Jungen erfanden Sempé und "Asterix"-Autor René Goscinny. Die ersten Geschichten wurden 1956 in Comic-Form in einer belgischen Zeitschrift veröffentlicht, ab 29. März 1959 dann in der Regionalzeitung "Sud-Ouest Dimanche".
Binnen sechs Jahren wurden mehr als 200 Episoden um Nick, seinen immer hungrigen Freund Otto, den bebrillten Streber Adalbert und den prügelbereiten Franz veröffentlicht. Sie erschienen später als Bücher und wurden in 30 Sprachen übersetzt. 15 Millionen Exemplare wurden in 45 Ländern verkauft, sie wurden verfilmt und als Zeichentrickserie adaptiert.
So viele "The New Yorker"-Cover wie niemand sonst
Sempé wurde am 17. August 1932 bei Bordeaux geboren. Er wuchs zunächst in einer gewalttätigen Pflegefamilie auf, bis seine Mutter ihn zurückholte - und ihn so der Gewalt seines Stiefvaters aussetzte. Sempé selbst sagte 2018 über die "Der kleine Nick"-Reihe, sie sei für ihn "ein Weg gewesen, das Elend, das ich in meiner Kindheit erlebt habe, wieder aufleben zu lassen und gleichzeitig sicherzustellen, dass alles gut ausgeht".
Seine ersten Zeichnungen veröffentlichte er bereits 1950, zunächst noch unter einem Pseudonym. Wenige Jahre später entwarf er Cartoons für Zeitschriften wie "Paris Match", "Marie Claire", "L’Express" und "The New Yorker", für die er mehr als 50 Titelseiten zeichnete - so viele wie kein anderer Künstler.
Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne würdige den Zeichner. "Sempé, das war die Zeichnung, das war der Text. Es war das Lächeln und die Poesie. Manchmal hatte er Tränen in den Augen vor Lachen, heute Abend sind es Tränen der Rührung", schrieb Borne auf Twitter.
"Barmherziger Beobachter der menschlichen Komödie"
Der Nachwelt hinterlässt Sempé über 40 Bildbände. Er hat Geschichten über den Menschen in seiner Unvollkommenheit gezeichnet, das winzige Individuum in einer monströsen Umwelt oder den Bildungsbürger mit seinen Spleens. Mit seinem liebevoll-ironischen Strich war er dem kauzigen bis schrulligen Charme der Bourgeoisie auf der Spur, ebenso wie dem kleinen Mann, der aus der Masse hervorstechen will, oder den Schönen und Reichen.
Dabei nahm er sich selbst nie aus. "Ich zeichne meine eigenen Schwächen", sagte der Künstler einmal. Und weil er seinen Figuren gegenüber, die oft in komplizierten menschlichen Beziehungsgeflechten stecken, stets Nachsicht walten ließ, nannten ihn die Kritiker auch den "barmherzigen Beobachter der menschlichen Komödie".