Karfreitag in Rom Ein Zeichen für den Frieden
Der Vatikan will an Kriege und Leid in der Welt erinnern. Bei der Kreuzweg-Prozession am Kolosseum in Rom trugen Geflüchtete das Kreuz. Papst Franziskus war wegen der kühlen Temperaturen nicht dabei.
Tausende Menschen mit Lichtern in der Hand, das Kolosseum in Rom hell erleuchtet: Es ist eine ganz besondere, feierliche Atmosphäre, wie immer, wenn dort die traditionelle Karfreitagsprozession stattfindet. Doch diesmal ist alles anders, denn einer fehlt: der Papst. Franziskus verfolgt den Kreuzweg aus seiner Residenz, dem Gästehaus Santa Marta. Offizielle Begründung dafür ist die "große Kälte".
Um die zehn Grad hat es an diesem Abend in Rom. Das ist kälter als für die Jahreszeit üblich. Der Papst hätte während der langen Zeremonie im Freien gesessen. Und das, nachdem der 86-Jährige in der vergangenen Woche wegen einer Bronchitis drei Nächte im Krankenhaus verbracht hatte.
Franziskus hat nur wenige Stunden vor der Prozession abgesagt - er wäre wohl sehr gerne dabei gewesen. Nicht umsonst heißt es im Eröffnungsgebet:
"Wir wollen uns von Zeugnissen und Nachklängen innerlich berühren lassen, die der Papst auch während seiner Reisen gehört hat und die ihm zu Herzen gegangen sind. Es sind Widerklänge des Friedens, die in diesem 'Dritten Weltkrieg in Stücken' wieder hochkommen, Schreie, die aus Ländern und Gebieten kommen, die heute von Gewalt, Ungerechtigkeit und Armut zerrissen sind. Alle Orte, an denen Konflikte, Hass und Verfolgung herrschen, sind im Gebet dieses Karfreitags zugegen."
An Kriege und Leid in der Welt erinnern
Der Vatikan will also an Kriege und Leid in der Welt erinnern, an diesem Abend ein Zeichen für den Frieden setzen. Und so tragen streckenweise Geflüchtete, die in Italien leben, das Kreuz, wenn der Leidensweg von Jesus symbolisch abgegangen wird. Die Meditationen, also die kurzen Texte an den Stationen, stammen von Menschen aus ganz verschiedenen Ländern, die unter den Folgen von Krieg und Gewalt leiden.
So trägt ein Sprecher die Worte einer Mutter aus Südamerika vor. Als eine von Guerillas gelegte Sprengfalle explodierte, verlor sie ihr Bein.
"Die Splitter verursachten Dutzende von Wunden an meinem Körper. Von jenem Moment erinnere ich mich an die Schreie der Menschen und Blut überall. Aber das, was mich am meisten erschreckte, war der Anblick meiner sieben Monate alten Tochter, die blutüberströmt war, und in deren kleines Gesicht viele Glassplitter eingedrungen waren."
"Wir wollen Frieden, um nach Hause zurückzukehren"
Junge Menschen aus Mittelamerika prangern die Gewalt, die Gier und die Korruption in ihrer Region an, betonen, wie sehr sie sich Frieden wünschen. Migranten aus Westafrika, Südasien oder dem Nahen Osten berichten in den vorgetragenen Texten von ihrer gefährlichen Flucht.
Jugendliche aus Nordafrika haben einen Text über ihr Leben im Flüchtlingslager verfasst:
"Hier ist das Leben nicht gut, viele Kinder gehen nicht zur Schule, weil es nicht für alle Lehrer und Schulen gibt. Der Ort ist zu klein und überfüllt, es gibt nicht einmal Platz zum Fußballspielen. Wir wollen Frieden, um nach Hause zurückzukehren. Frieden ist gut, Krieg ist schlecht. Das möchte ich den Regierenden, führenden Verantwortlichen der Welt sagen."
"Es lebe der Papst"
Dann die zehnte Station: Hier werden Friedensbotschaften von jungen Menschen aus der Ukraine und aus Russland verlesen, sie beschreiben ihre Sicht auf den Konflikt. Einer von ihnen ist ein junger Ukrainer, der mit seiner Familie vor dem Krieg nach Italien geflohen ist, dann wieder zurückgekehrt ist in die Ukraine und jetzt auf Frieden hofft.
Der andere, ein russischer Jugendlicher, der seinen großen Bruder im Krieg verloren hat, vom Vater und Großvater fehlt jede Spur. Diese Texte haben schon im Vorfeld für Aufsehen gesorgt. Der Hintergrund: Im vergangenen Jahr haben eine Ukrainerin und eine Russin gemeinsam ein Stück das Kreuz getragen. Die Ukraine hielt die Versöhnungsgeste damals für unpassend. Papst Franziskus aber hielt an seinem Vorhaben fest.
Damals hat er, wie vorgesehen, den Schlusssegen gesprochen. Doch diesmal fehlt der Papst - daher muss Generalvikar Angelo de Donatis ran: "Vi benedica dio omnipotente, padre e figlio e spirito santo. Amen. Viva il Papa." "Viva il papa", hört man dann aus der Menge: "Es lebe der Papst."