Weltsynode der katholischen Kirche Die Erwartungen sind gewaltig
Wie geht es weiter mit der katholischen Kirche? Die Erwartungen an die Weltsynode in Rom sind gewaltig: Viele Teilnehmer wünschen sich mehr Einfluss für Frauen und Laien. Ist der Papst dazu bereit?
Die Weltsynode ist ein Herzensprojekt von Papst Franziskus. An den vergangenen zwei Tagen stimmten sich die Teilnehmer mit Meditationen auf die entscheidende Runde des Reformprojekts in Rom ein. Die Erwartungen sind groß, viele Gläubige hoffen auf konkrete Beschlüsse nach den anstehenden Beratungen.
Dessen ist sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, bewusst. "Von überall her kommt die Forderung: Wir müssen Frauen auf allen Ebenen an Prozessen der Entscheidung und Beratung beteiligen."
Daraus schöpfe er die Hoffnung, dass dazu etwas formuliert werde und dass sich die Praxis der Kirche verändere - etwa bei der Frage des Diakonats der Frauen. "Das ist theologisch möglich. Es ist machbar", glaubt Bätzing.
Kirchliche Weiheämter auch für Frauen?
Seit drei Jahren läuft der Prozess der Weltsynode. Zunächst wurden weltweit die Gläubigen vor Ort befragt, was sie umtreibt und was sie sich wünschen. Die Themen, so das Ergebnis, sind auf allen Kontinenten mehr oder weniger gleich: Mehr Einfluss für die Frau wird vielerorts gefordert.
Doch die Zulassung von Frauen zu kirchlichen Weiheämtern wird nun nicht auf der Synode beraten, sondern in einer externen Arbeitsgruppe. Wie andere Fragen in weiteren Kommissionen. Daran gibt es Kritik: Strittige Themen würden ausgeklammert und auf die lange Bank geschoben.
Kardinal Jean-Claude Hollerich, der als Vermittler und Berichterstatter für den Reformprozess verantwortlich ist, verteidigt die Entscheidung von Papst Franziskus. Das kirchliche Oberhaupt habe gespürt, dass es Sachen gebe, die vertieft werden müssten. "Die muss die Kirche anpacken. Da kommt man nicht daran herum."
Kardinal Hollerich: Erwartungshaltung zu groß
Nicht nur, aber vor allem auch bei den deutschen Katholikinnen und Katholiken ist der Ruf nach Reformen laut: Lockerung des Zölibats, eine andere Sexualmoral, mehr Transparenz. Kardinal Hollerich mahnt aber zur Geduld. Nicht alles werde auf dieser Synode entschieden werden: Die Erwartungen seien viel zu groß.
"Aber einige Weichen, so glaube ich, werden gestellt werden. Die Kirche wird nachher anders sein. Das wird man vielleicht nicht sofort merken. Aber auf die Dauer wird man das gewaltig merken", sagt er. Es geht um einen anderen Umgang miteinander, um mehr Mitbestimmung.
Rufe nach weniger Hierarchien
Bei den Versammlungen der sogenannten Bischofssynode sind erstmals auch Männer, die nicht Geistliche sind, und Frauen unter den knapp 370 Teilnehmenden. Synodalität ist ihr Auftrag, das bedeutet "Miteinander gehen". Dies, erzählt die Ordensschwester Anna Mirjam Kaschner, die Generalsekretärin der Nordischen Bischofskonferenz ist, hätten sie als Teilnehmende beim ersten Teil der Synode durch Erfahrung gelernt.
Die Bedeutung der Weltsynode liege darin, dass Leute aus allen Kontinenten an einem Tisch säßen - egal ob sie Laien, Bischöfe, Ordensleute, Kardinäle oder Priester seien. "Es geht darum, dass wir miteinander Unseres zusammentun", sagt Kaschner.
"Ich glaube, es wird einen neuen Stil in der Kirche geben, wenn wir das hier einüben und dann auch in die Diözesen weitergeben können." Sie wünscht sich ein Miteinander, das nicht mehr so hierarchisch geprägt ist, "sondern mehr geschwisterlich, mehr synodal". Auch zwischen Klerikern und Nicht-Klerikern.
Das letzte Wort hat Papst Franziskus
Doch dazu müsste Macht abgeben werden. Dies sei die große Frage, meint die Religionspädagogin Helena Jeppesen-Spuhler, die als stimmberechtigtes Mitglied teilnimmt: "Wie stark werden in Zukunft Bischöfe und Kardinäle ihre Macht teilen?" Das sei auch eines der großen Themen nach dem Missbrauchsskandal.
Die Macht müsse geteilt werden in der katholischen Kirche. Diese müssen eine demokratische Entwicklung machen, um voll synodal zu werden, fordert Jeppesen-Spuhler. Knapp vier Wochen lang werden die Synodalen beraten. Vorschläge, die eine Zweidrittelmehrheit erhalten, werden am Ende dem Papst zur Entscheidung vorgelegt. Denn das letzte Wort hat Franziskus.