UN-Klimagipfel "Es muss heute gehandelt werden"
Beim Klimatreffen "One Planet Summit" haben sich 50 Staaten zu einer Allianz zusammengeschlossen. Das Ziel: 30 Prozent des Planeten bis 2030 schützen. Bei den Beratungen ging es auch um den Schutz vor neuen Pandemien.
Viel Einigkeit herrschte beim eintägigen "One Planet Summit" der Vereinten Nationen in Paris. Es müsse mehr für den Umweltschutz getan werden und das so schnell wie möglich - so der Tenor der Teilnehmer. Dazu wurde ein konkretes Ziel ausgegeben: 50 Staaten wollen bis zum Jahr 2030 gemeinsam 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz stellen.
Die Anstrengungen müssten hochgefahren werden, um biologische Vielfalt zu wahren, mahnte Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bei dem Gipfel per Video zugeschaltet war. Das müsse nicht irgendwann, sondern jetzt geschehen, sonst seien die Konsequenzen unumkehrbar, erklärte Merkel. Zusammen mit dem Gastgeber, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, warb sie bei dem Treffen dafür, dass sich auch andere Staaten dem Bündnis anschließen.
Frankreich will Vereinbarung schnell umsetzen
Die Allianz mit dem Namen "High Ambition Coalition for Nature and People" besteht bereits seit 2019 und wurde von Frankreich, Großbritannien und Costa Rica ins Leben gerufen. "Es muss heute gehandelt werden", sagte der costaricanische Präsident Carlos Alvarado. Macron kündigte an, Frankreich wolle die Vereinbarung bereits im kommenden Jahr einhalten. Mit der gemeinsamen Verpflichtung habe man nun ein überprüfbares Ziel, sagte er.
Ein Schwerpunkt des Gipfels lag auf Afrika. Mit knapp zwölf Milliarden Euro will die internationale Gemeinschaft ein ins Stocken geratenes Umweltprojekt in der Sahelzone unterstützen, kündigte Macron an. Bei dem Projekt der "Großen Grünen Mauer" sollen über Tausende Kilometer Bäume wie ein grünes Band in der Sahelzone gepflanzt werden - von Dakar bis Dschibuti. Dies soll die Ausbreitung der Sahara und somit der Wüstenbildung stoppen. Damit soll auch gegen Hungersnöte und Dürre in der Region gekämpft werden.
Der "One Planet Summit" hätte eigentlich bereits im Sommer in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille stattfinden sollen, wurde aber wegen Corona verschoben.
"Prezode" soll Pandemien verhindern helfen
Während des Treffens war die Coronavirus-Pandemie allgegenwärtig: Durch die Krise wisse man nun noch deutlicher, dass alle Schwachstellen miteinander zusammenhingen, sagte Macron. Der Druck auf die Natur durch den Menschen erhöhe die Ungerechtigkeiten und bedrohe die Gesundheit und Sicherheit. "Wir verändern die Geschichte, wenn wir uns entscheiden, das zu tun."
Es wurde ein Programm namens "Prezode" gestartet. Die internationale Initiative soll das Aufkommen von Infektionskrankheiten unter Menschen und Tieren und somit Pandemien verhindern. Mehr als 400 Forscher und Experten weltweit sind dafür bereits mobilisiert worden, mehrere hundert Millionen Euro sollen in den kommenden Jahren in die Forschung investiert werden.
Die meisten neu auftretenden Infektionskrankheiten sind sogenannte Zoonosen, das heißt, sie werden vom Tier auf den Menschen übertragen. So wird es auch bei SARS-CoV-2 vermutet. Durch die Zerstörung von Ökosystemen und den Eingriff des Menschen in die Natur kommen bislang voneinander getrennt lebende Arten in Kontakt. Die Gefahr der Übertragung von Krankheiten von Tieren auf den Menschen wächst.
"Vielleicht der Anfang einer Ära von Pandemien"
"Wir haben schon oft über die Zusammenhänge zwischen dem Verlust der biologischen Vielfalt und Covid gesprochen", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Und wenn wir nicht dringend handeln, um unsere Natur zu schützen, stehen wir vielleicht schon am Anfang einer Ära von Pandemien", warnte sie.
UN-Generalsekretär António Guterres sagte dazu, die Erholung von der Pandemie biete die Chance, den Kurs zu wechseln. Mit kluger Politik und den richtigen Investitionen könne man der Gesundheit aller den Weg bereiten, Volkswirtschaften wiederbeleben, Widerstandskraft aufbauen und Artenvielfalt retten.
Thunberg wirft Teilnehmern leeres Gerede vor
Kritik an den Ergebnissen des Klimatreffens gab es von Umweltaktivisten. Die Schwedin Greta Thunberg warf den Teilnehmern leeres Gerede vor. "Live vom One Planet Summit in Paris: Blabla Natur, Blabla wichtig, Blabla ehrgeizig, Blabla grüne Investitionen, Blabla großartige Möglichkeiten, Blabla grünes Wachstum", schrieb die Schwedin auf Twitter. Damit werde nur Jahrzehnten der weiteren Umweltzerstörung der Weg bereitet.
David Eckstein von der Organisation "Germanwatch" nannte es "sehr enttäuschend", dass wenig neue Hilfe für die Länder des Globalen Südens zugesagt worden sei. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan sagte, das virtuelle Treffen sei dem nicht mal nahe gekommen, was es eigentlich brauche.
Der "One Planet Summit" soll Auftakt für diverse Klima-Treffen in diesem Jahr sein - allen voran der Klimagipfel in Glasgow im November.