Krieg gegen die Ukraine Russen kritisieren eigene Militärführung
Russische Politiker, Kriegsreporter und Blogger haben Kritik an der militärischen Führung des Landes geübt, nachdem der Kreml den Tod von 63 russischen Soldaten in Makijiwka eingeräumt hat. Sie verlangten eine interne Untersuchung.
Der Tod vieler russischer Soldaten bei einem ukrainischen Angriff in Makijiwka in der Ostukraine hat in Russland Kritik an der eigenen Militärführung ausgelöst. "Zehn Monate nach Beginn des Krieges ist es gefährlich und kriminell, den Feind als einen Dummkopf zu betrachten, der nichts sieht", sagte Andrej Medwedjew, stellvertretender Vorsitzender des Moskauer Stadtparlaments.
Der Senator und frühere stellvertretende Außenminister Grigory Karasin forderte eine interne Untersuchung. Der Abgeordnete Sergej Mironow verlangte, die Offiziere zur Verantwortung zu ziehen, die die Unterbringung von Soldaten in einem ungeschütztem Gebäude angeordnet hätten.
"Nicht aus früheren Fehlern gelernt"
Kritik an der eigenen Militärführung ist in Russland äußerst selten. Doch auch mehrere russische Kriegsreporter warfen ranghohen Militärkommandeuren vor, nicht aus früheren Fehlern gelernt zu haben. In Onlinenetzwerken warfen zudem einige Nutzer den russischen Behörden vor, die Zahl der Toten herunterzuspielen.
Scharfe Kritik kam auch von Militärbloggern. Der russische Ex-Kommandeur Igor Girkin, einer der einflussreichsten Blogger, kritisierte, neben dem Gebäude, in dem die Soldaten ums Leben kamen, sei Munition gelagert worden - obwohl man sich in Reichweite ukrainischer Raketen befunden habe.
Ukraine spricht von knapp 400 Toten
Der Kreml hatte nach dem ukrainischen Angriff am Montag den Tod von 63 Soldaten in Makijiwka eingeräumt. Die ukrainische Armee sprach in einer ersten Reaktion sogar von knapp 400 Toten. Es ist auf jeden Fall die bislang größte Anzahl getöteter russischer Soldaten bei einem einzigen Angriff, die Moskau seit Beginn seiner Invasion in der Ukraine im Februar vergangenen Jahres bekanntgegeben hat. Der Kreml äußert sich nur sehr selten zu eigenen Verlusten in der Ukraine.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau hatten vier Raketen mit hochexplosiven Sprengköpfen einen "temporären Stützpunkt" der russischen Armee in Makijiwka getroffen, zwei weitere seien abgeschossen worden. Russischen Kriegsreportern zufolge waren die Soldaten in einer Berufsschule stationiert.
Lagebericht: Hunderte Soldaten in Cherson getötet
Die Anzahl der in der Silvesternacht durch Artillerieschläge getöteten russischen Soldaten könnte zudem weitaus höher sein als zunächst gedacht. Wie der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mitteilte, wurden bei einem Artillerieangriff auch im Gebiet Cherson im Süden des Landes Hunderte Soldaten getötet und verletzt. Von russischer Seite wurde dies nicht bestätigt.