25. Todestag von Lady Di "Sie kontrollierte, was sie zeigen wollte"
Fotos und Geschichten von Lady Di garantierten britischen Boulevardzeitungen hohe Auflagen, überall hin wurde sie verfolgt. Doch Diana war nicht nur Opfer der Presse. Sie wusste die Medien auch für sich zu nutzen.
31. August 1997, kurz nach Mitternacht. Vor dem Ritz-Hotel in Paris sammelten sich Scharen von Fotografen und Schaulustigen. Plötzlich geriet Bewegung in die Menge, Männer sprangen in Autos, wendeten mit quietschenden Reifen, Motorräder verfolgten einen dunklen Mercedes. Darin saßen Diana mit ihrem Freund Dodi Al Fayed, ihrem Leibwächter und dem Sicherheitschef des Ritz, der den Wagen steuerte.
Der Mercedes raste in den Tunnel an der Pont de l’Alma in der Nähe des Eiffelturms. Das Auto krachte an den 13. Betonpfeiler in der Tunnelmitte und wurde an die rechte Tunnelmauer zurückgeschleudert. Dianas Freund Dodi und der Fahrer starben am Unfallort. Diana musste aus dem Wrack geschnitten werden. Sie starb später im Krankenhaus. Sie wurde 36 Jahre alt. Der Leibwächter überlebte.
Schmutziger Scheidungskrieg
Dianas Bruder Charles Spencer gab den Medien die Schuld am Tod seiner Schwester. Bei ihrer Beisetzung findet er deutliche Worte: "Ich glaube sie hat nie verstanden, warum ihre allerbesten Absichten von den Medien stets in den Schmutz gezogen wurden. Warum sie immer danach trachteten, sie zu vernichten. Meine einzige Erklärung ist, dass das wahrhaft Gute eine Bedrohung ist für jene, am anderen Ende des moralischen Spektrums." Die größte Ironie sei, dass Diana, benannt nach der antiken Göttin der Jagd, zum gejagtesten Menschen in dieser modernen Zeit geworden sei.
Der zerstörte Mercedes im Tunnel an der Pont de l’Alma in der Nähe des Eiffelturms. Diana starb kurz nach dem Unfall im Krankenhaus.
Fotos und Geschichten von Diana garantierten Boulevardzeitungen jahrelang hohe Auflagen. Und je schmutziger der Scheidungskrieg oder je inniger die Küsse mit ihrem neuen Freund, desto besser. Der Regisseur Ed Perkins, der in diesem Jahr die Dokumentation "The Princess" ins Kino gebracht hat, schildert, wie bedrückend er die Recherche für die Doku empfand. "Ich habe stundenlang Material von Paparazzi-Kameras durchgeguckt. Und ich habe mich sehr unwohl gefühlt, in welcher Weise da in das Leben eines Menschen eingedrungen wird", sagt er. Aber er habe sich auch als Zuschauer unwohl gefühlt, denn der Zuschauer generiere schließlich die Nachfrage.
"Leser wollten diese Geschichten"
Der Autor Ian Hislop gibt seit über 30 Jahren das Satire-Magazin "Private Eye" heraus und erinnert sich, dass die Ausgabe nach Dianas Tod von einigen Zeitschriftenhändlern boykottiert wurde, weil sie das Titelblatt für unangemessen hielten. "Viele Leute meinten damals, es sei geschmacklos", erzählt er. "Es war ein Angriff auf die breite Öffentlichkeit, die uns nicht weniger Schuld zu sein schien, als die Medien."
Das Cover von damals zeigte die Menschenmengen vor dem Palast. Ein Mann sagt: "Die Zeitungen sind absolut abscheulich." Und ein anderer antwortet: "Ja, ich konnte noch nicht mal mehr eine kriegen." Hislop sagt: "Wir wollten damit zeigen, dass man angesichts dieser ganzen Aufgebrachtheit gegenüber der Presse nicht vergessen sollte, dass die Leser all diese Geschichten über Diana immer auch lesen wollten. Und das machte sie mitschuldig."
Fahrer war angetrunken
Zwei Jahre nach Dianas Tod kam ein französisches Gericht zu dem Ergebnis, der getötete Fahrer des Wagens, Henri Paul, Sicherheitschef des Ritz, sei angetrunken gewesen und habe die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Doch Verschwörungstheorien hatten Hochkonjunktur und wurden von den Boulevardzeitungen dankbar verbreitet.
Der Vater von Dianas getötetem Freund Dodi, der ägyptische Milliardär Mohammed Al Fayed, gab sich überzeugt: Dodi und Diana wurden vom Königshaus ermordet, weil sie keinen Muslim heiraten sollte. Nach einem Mammutprozess mit 240 Zeugen kam 2008 auch die britische Justiz zu dem Urteil, dass der Fahrer und die Paparazzi schuld waren an dem Unfall. Es habe sich um fahrlässige Tötung gehandelt.
"Sie wurde besser und besser"
Doch natürlich brauchte Diana die Medien auch. Eine Prinzessin, die aidskranke Kinder umarmte, brauchte Journalisten, die das in die Welt tragen. Diana war sich sehr bewusst, wie sie die Presse auch für sich nutzen konnte, hat Alastair Campbell beobachtet. Er war 1997 Pressechef des gerade neu ernannten Premierministers Tony Blair, als Diana starb und gehörte zum Planungs-Komitee für ihre Trauerfeier.
Am Anfang habe sie gar nicht gewusst, wie ihr geschah, als überall Kameras und Fotografen waren, die alles knipsten, sagt er. "Und dann merkte sie, dass sie das kontrollieren musste. Und sie wurde besser und besser darin, sich so zu zeigen, wie sie gesehen werden wollte - und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Medien das bekamen, was sie wollten." Einige der wirkmächtigsten Bilder seien vielleicht entstanden, während die Presse sie gejagt habe. "Aber sie kontrollierte, was sie zeigen wollte."
Palast übt Kontrolle aus
Die Grenzüberschreitungen durch Paparazzi sind insgesamt zurückgegangen seit Dianas Zeiten, obwohl auch Dianas Söhne, die Prinzen William und Harry immer wieder gegen Zeitungen klagten. Aber über die Royals zu berichten, bleibt generell eine Herausforderung, schildert Johnny Dymond, einer der Königshausberichterstatter der BBC. Ein Problem sei der beschränkte Zugang, die Kontrolle, die der Palast jederzeit ausübe.
"Sonst hat man bei jedem Thema viele Quellen, hier ist es nur eine", sagt Dymond. "Sie kündigen an, was Berichtenswertes passiert. Aber das ist oft zeremoniell und ehrlich gesagt öde." Und wenn man auf Themen stoßen würde, die wirklich interessant wären, dann würde der Palast sagen: "Das ist Privatsache."