Krieg gegen die Ukraine Mehrere Tote bei Beschuss von Charkiw
Bei einem russischen Angriff auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw sind offenbar mindestens sechs Menschen getötet worden. Heute kommt UN-Generalsekretär Guterres im Westen des Landes mit dem türkischen Präsidenten Erdogan zusammen.
Bei einem russischen Angriff auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw sind mindestens sechs Menschen getötet worden. 16 weitere Menschen wurden nach Angaben der Behörden verletzt, wie der Gouverneur der Region, Oleg Sinegubow, im Messengerdienst Telegram mitteilte. Nach dem Angriff sei ein großes Feuer in einem Wohngebäude ausgebrochen.
Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte auf Telegram, bei dem Angriff sei ein Wohngebäude "völlig zerstört" worden. Es handele sich um einen "schändlichen und zynischen Angriff auf Zivilisten", der "völlig ungerechtfertigt" sei und die "Machtlosigkeit des Aggressors" zeige.
Charkiw im Nordosten der Ukraine liegt nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt und wird seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges Ende Februar regelmäßig bombardiert. Den russischen Truppen gelang es jedoch nicht, die Stadt einzunehmen. Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben der Behörden Hunderte Zivilisten in der Region Charkiw getötet. Die russischen Streitkräfte konzentrieren ihre Offensive derzeit auf den Osten und den Süden der Ukraine.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
UN-Generalsekretär trifft Selenskyj und Erdogan
Der Angriff kam einen Tag vor dem heutigen Treffen von UN-Generalsekretär António Guterres mit Selenskyj und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan in der westukrainischen Stadt Lwiw. Dabei soll es nach UN-Angaben vor allem um die Umsetzung eines Abkommens zu ukrainischen Getreide-Exporten gehen. Wegen des russischen Angriffskrieges waren monatelang alle Getreide-Exporte der Ukraine aus ihren Schwarzmeer-Häfen blockiert, was zu einer globalen Lebensmittelkrise beitrug.
Im Juli unterzeichneten Russland und die Ukraine dann ein von der UNO und der Türkei vermitteltes Abkommen, um die Blockade zu überwinden. Sie verpflichteten sich darin unter anderem, sichere Korridore für Frachtschiffe auf dem Schwarzen Meer zu schaffen. Das erste mit Getreide beladene Schiff seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine Ende Februar startete am 1. August in der Ukraine. Am Freitag will Guterres die südukrainische Hafenstadt Odessa und am Samstag die Türkei besuchen.
Selenskyj fordert bedingungslosen Abzug der Russen aus AKW
Bei dem Treffen mit Guterres wird es auch um die Lage am umkämpften AKW Saporischschja gehen. In der Nacht forderte Selenskyj erneut einen Abzug russischer Truppen aus dem AKW. "Dies muss ohne Bedingungen und so bald wie möglich geschehen".
Ukrainische Diplomaten, Wissenschaftler und die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) arbeiteten daran, den Besuch einer Expertenkommission in dem Kernkraftwerk zu ermöglichen. "Nur absolute Transparenz und eine kontrollierte Lage in und um das AKW garantieren eine Rückkehr zu normaler nuklearer Sicherheit für den ukrainischen Staat, die internationale Gemeinschaft und die IAEA", sagte Selenskyj.
Die Lage in dem von russischen Truppen besetzten größten Atomkraftwerk Europas beunruhigt die internationale Staatengemeinschaft seit Wochen. Immer wieder schlagen auf dem Kraftwerksgelände Geschosse ein, wobei sich Russland und die Ukraine gegenseitig für den Beschuss verantwortlich machen.