Migration über das Mittelmeer Mehr als 100.000 Menschen in Italien angekommen
Dieses Jahr sind bereits mehr als 100.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien gelangt - so viele wie seit 2017 nicht mehr. Auch gab es viele Tote: So zuletzt bei einem Unglück vor Kapverden, wo vermutlich mehr als 60 Menschen ums Leben kamen.
Mehr als 100.000 Menschen haben im laufenden Jahr Italien auf Booten erreicht. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt, wie aus aktuellen Zahlen des italienischen Innenministeriums hervorgeht. Demnach kamen 100.938 Menschen mit Booten in Italien an - im Vergleichszeitraum 2022 waren es 48.295. Unter den Migranten befanden sich auch im laufenden Jahr sehr viele unbegleitete Minderjährige (10.290).
Nach Angaben des Innenministeriums ist dies die höchste Zahl an Ankünften seit 2017 im selben Vergleichszeitraum. Sollte der Trend anhalten, könnte Italien bis Ende des Jahres die Rekordzahl des Jahres 2016 übertreffen. Damals kamen rund 181.000 Menschen an.
Überfahrt oft mit seeuntauglichen Booten
Im laufenden Jahr sind Guinea, die Elfenbeinküste, Ägypten und Tunesien die Länder, aus denen die meisten Migranten in diesem Jahr eingetroffen sind. Etliche Menschen versuchen immer wieder, mit oft seeuntauglichen Booten aus Tunesien und Libyen Italien zu erreichen. Bei den gefährlichen Überfahrten kommt es mitunter zu verheerenden Bootsunglücken.
Laut Zahlen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) werden seit Beginn des Jahres 2096 Menschen im Mittelmeer vermisst, die vermutlich ertrunken sind. In Italien wird seit geraumer Zeit über die hohen Migrationszahlen über die Mittelmeerroute diskutiert. Die Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beschloss deswegen im April landesweit den Notstand. Auf europäischer Ebene setzt sich Italien dafür ein, mit nordafrikanischen Ländern Abkommen abzuschließen, um die Migrantenboote konsequent am Ablegen Richtung Europa zu hindern.
Leichen vor Tunesiens Küste geborgen
Zu einem tödlichen Bootsunglück ist es offenbar erneut vor der Küste Tunesiens gekommen. So wurden im Meer mehrere Migranten tot aufgefunden. Die Marine habe sieben Leichen unweit der Kerkennah-Inseln geborgen, teilte ein Sprecher eines Gerichts in der nahe gelegenen Stadt Sfax der Nachrichtenagentur dpa mit.
Es sei unklar, wann die Menschen ums Leben kamen. Bereits zuvor starben vor der Küste nahe Sfax mindestens fünf Migranten, als ihr Boot sank, wie der Gerichtssprecher berichtete.
Dutzende Tote vor Kap Verde befürchtet
Ebenso kamen vermutlich viele Menschen aus dem Senegal bei einer wochenlangen Odyssee auf dem Atlantik ums Leben. Demnach habe ein Fischerboot den Senegal am 10. Juli mit mehr als 100 Insassen verlassen, wie die spanische Hilfsorganisation Caminando Fronteras mitteilte. Entdeckt worden sei es mehr als fünf Wochen später mit 38 Überlebenden und mehreren Leichen an Bord nahe dem Inselstaat Kapverden Hunderte Kilometer vor der Westküste Afrikas.
Die Gründerin der Organisation, Helena Maleno Garzón, schrieb auf der Plattform X von 92 Toten. Auch das senegalesische Außenministerium bestätigte, dass das Boot von der Küstenwache von Kapverden gefunden worden sei. Angaben zur Zahl der mutmaßlichen Todesopfer machte es nicht.