Präsidentenwahl in Russland Kriegsgegner Nadeschdin droht Aus der Kandidatur
Boris Nadeschdin ist der einzige Präsidentschaftsbewerber, der Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine offen kritisiert. Nun steht seine Kandidatur auf der Kippe: Die Wahlkommission hat angeblich fehlerhafte Unterstützerunterschriften aussortiert.
Russlands Zentrale Wahlkommission hat dem liberalen Politiker Boris Nadeschdin nach dessen Angaben 15 Prozent seiner Unterstützerunterschriften als fehlerhaft aberkannt. Um noch registriert zu werden, müsste Nadeschdin rund 4.500 Unterschriften wieder anerkannt bekommen. "Wir planen, diese Unterschriften zurückzugewinnen", schrieb der Oppositionelle auf seinem Telegram-Kanal.
Nadeschdin will für die Partei "Bürgerinitiative" antreten. Er ist der einzige Präsidentschaftsbewerber, der offen gegen den Angriffskrieg auftritt, den Kremlchef Wladimir Putin seit fast zwei Jahren gegen die Ukraine führt. Dafür erntete der Oppositionspolitiker von vielen Landsleuten unerwartet großen Zuspruch.
Unterstützung aus vielen Landesteilen
In den vergangenen Wochen standen Menschen in verschiedenen Regionen Russlands in langen Schlangen an, um Nadeschdin mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. Um registriert zu werden, musste er 100.000 Unterschriften vorweisen. Am Ende sammelte der 60-Jährige nach eigenen Angaben rund doppelt so viele. Allerdings dürfen nur 105.000 Unterschriften eingereicht werden, die dann von der Wahlkommission auf ihre Richtigkeit überprüft werden.
Dutzende Menschen auf der von Nadeschdin eingereichten Unterschriftenliste seien "nicht länger auf dieser Erde", hatte der stellvertretende Vorsitzende der Wahlbehörde, Nikolai Bulajew, am Freitag erklärt. Dies werfe Fragen über die "ethischen Standards" auch desjenigen auf, der die Unterschriften gesammelt habe, fügte er hinzu.
Nadeschdin weist Vorwürfe zurück
Eine Entscheidung über die Zulassung der Kandidatur wird für die nächsten Tage erwartet. "Fehler" in Nadeschdins Unterlagen für die Registrierung könnten seinen Ausschluss von der Wahl nach sich ziehen.
Nadeschdin wies die Vorwürfe der Wahlkommission zurück. "Wir sind alle lebendiger als die Lebenden", schrieb er im Onlinedienst Telegram, wo er auch Fotos junger Leute veröffentlichte, die zum Unterschreiben anstanden. Er kündigte an, die Wahlbehörde vor Gericht zu bringen, sollte sie seine Kandidatur nicht anerkennen.
Putin will sich bei der Präsidentenwahl im März zum fünften Mal wiederwählen lassen - er hatte dafür 2020 extra die russische Verfassung umschreiben lassen.